Ein letzter Rotwein

Erinnerungen an Günter Kunert

  • Jörg Hafkemeyer
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

In seinem Buch »Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast« (2004, Hanser) hat Günter Kunert unter anderem vier Sätze geschrieben, die er mir so ähnlich einmal bei einem Treffen in seinem Haus in Kaisborstel gesagt hat: »Die Schriftsteller haben ihre Funktion als moralische Autoritäten verloren. Sie wirken nicht mehr als lebendes schlechtes Gewissen, weil die Völker gewissenlos geworden sind, indem sie, um ihres eigenen Standards willen, das Elend aller anderen in Kauf nehmen. Ein Volk, welches die Unterdrückung anderer Völker duldet, kann selber nicht frei sein: nicht frei von Schuld, will ich hinzufügen.«

Günter Kunert hat leise gesprochen, sehr nachdrücklich, schmunzelnd häufig, manchmal mit strahlenden Augen, etwa wenn er über sich sagte und schrieb: »Auch mir ist ein Splitter des Teufelsspiegels ins Auge geflogen. Doch da ich nie weinen konnte, außer in der Kindheit, wurde ich ihn auch nie los. Der unmenschliche, Menschen erkennen...


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