Melancholie als politisches Projekt

So wurde der Epochenbruch 1989 noch nicht erzählt: »Gelenke des Lichts«, ein Roman von Emanuel Maeß

Dieses Buch dürfte es eigentlich nicht geben. Seine Existenz ist unverschämt unwahrscheinlich, sein Thema anachronistisch, sein Stil blüht im Dickicht jener Manuskripte, die nervöse Verleger der Leserschaft aus Angst vor einem Flop vorenthalten. Es ist ein Campus-Roman ohne Sex-Skandal; ein Bildungsroman, der mehr Wert auf Gefühl als auf Gelehrsamkeit legt; ein Liebesroman, der nie ins Bergwerk der Beziehungsarbeit hinabsteigt.

Es beginnt auf Usedom. Kurz vor der Wende fährt der elfjährige Protagonist mit seinen Eltern in eine Betriebsferienanlage und verliebt sich zum ersten und letzten Mal. »Inmitten der Menge tanzte, die Arme erhoben und der wallenden Mädchenschar wie eine Membran folgend, ein Kind von seltener Anmut, taumelte und drehte sich hinter einem halben Lächeln zögerlich im Sonnenreigen.« Angelika heißt das Mädchen, der namenlose Erzähler nennt sich bald »Angelikaner«.

Seine Angebetete wird ihn nicht mehr loslasse...


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