Stetiges Misstrauen

Individuelles Leid als soziale Subversion? Zur Psychotherapie in der DDR.

Noch immer steht das Lieblingsbuch von Marion Siedler* prominent im Regal, das Cover nach vorn: «Kindheitsmuster» von Christa Wolf. In dem 1976 erschienenen Buch geht es um eine Frau, die in Nazireich und Krieg aufgewachsen und 1947 aus dem jetzigen Polen vertrieben worden war. Darin der berühmte Satz: «Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd.»

So erlebte die junge Frau auch ihre Mutter: fremd, abwesend, depressiv. Es war ein Schock, als diese sich das Leben nahm. Über die Frage nach dem Warum stieß Marion auf eine von der Mutter beschwiegene Vergangenheit: Flucht aus Ostpreußen, Bombenangriffe, Vergewaltigung, Trennung von den Geschwistern durch den Mauerbau.

Denkt Marion an ihre Kindheit und Jugend, erinnert sie sich an Traurigkeit und Melancholie. «Ich hatte das Gefühl, dass sich über unsere Familie ein dünnes, schwarzes Tuch legte, ohne zu wissen, warum ...


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