»Abstruser Glaube an Karma«
Dalai-Lama-Kritiker Colin Goldner zum Besuch des tibetischen Oberhauptes in Hamburg
ND: Warum löst das geistige und politische Oberhaupt der Tibeter, das gestern Hamburg besuchte, bei vielen Deutschen derart großes Entzücken aus? Der Dalai Lama sei beliebter als der Papst, heißt es.
Goldner: Viele Menschen sind begeistert. Aber wirklich Ahnung haben nur die wenigsten. Man versorgt sich mit gerade so viel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Sehnsüchte entsteht.
Was fasziniert vorwiegend säkular ausgerichtete Menschen an »seiner Heiligkeit«?
Ein Free-Tibet-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel, und schon ist man zum »mitfühlenden Gutmenschen« mutiert. Konsequent wird alles ausgeblendet, was das Bild des Dalai Lama ankratzen, lieb gewonnene Projektionen zum Platzen bringen könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter dessen Phrasen, je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische Prinzipien. Selbst der größte Unsinn bleibt unwidersprochen.
Apropos Unsinn: Sie sagen, der Dalai Lama »schwatzt einen Stuss daher, dass die Lichter ausgehen«.
Auf die Frage, was er Muslimen rate, die zunehmend unter Generalverdacht gerieten, meinte er jüngst: »Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, ernsthaft umzusetzen, was der Koran sagt. Dann werden ihre Nachbarn letztlich merken, "ah, diese Muslime sind ziemlich friedfertig und sehr gute Bürger der Gesellschaft". Zwischenzeitlich, wenn jemand angreift, dann verteidigt Euch sehr sorgfältig. Ha, ha, ha. Ihr wisst, dass die Anwendung von Mitgefühl sehr grundlegend ist. Aber wenn ein tollwütiger Hund kommt, und wenn ihr dann sagt "Mitgefühl, Mitgefühl", dann sage ich, das ist töricht.«
Das »Tibetische Zentrum« in Hamburg kündigt den Dalai Lama nicht nur als »charismatischen Botschafter des Friedens« an, sondern auch als Motor der »Demokratisierung der tibetischen Gesellschaft«?
Tibet ist heute eine ähnlich pluralistische Gesellschaft wie die gesamte VR China. Am Dalai Lama ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte komplett vorbeigegangen. Seine Doktrin des Vajrayana-Buddhismus - ein abstruser Glaube an Karma und Wiedergeburt, an blutrünstige Geister, Dämonen und Teufel, an Astrologie, Magie und Orakelkult - spielt weder in Tibet noch in den exiltibetischen Gemeinden die Rolle, die Traditionalisten ihr gern zusprechen. Seine Lehre ist nur noch für Insider - und in ihrer folkloristischen Ausschmückung für das mehr oder minder ahnungslose Westpublikum - von Bedeutung.
Sie sprechen von einer »Faschismuskompatibilität des tibetisch-buddhistischen Okkultwesens«. Was meinen Sie?
Ich verweise etwa auf den Anteil des Dalai Lama am Aufstieg des japanischen Hitler-Verehrers Shoko Asahara und seiner AUM-Terrorsekte. Die U-Bahn-Attentate in Tokyo von 1995 waren nur ein Vorspiel: die Sekte wollte die gesamte Bevölkerung der Stadt u.a. mit Zyklon B auslöschen. Damit beabsichtigte Asahara, seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen. Zu einer klaren Verurteilung Asaharas, der aus dem gleichen »Shambhala-Mythos« eines kommenden buddhistischen Weltreiches schöpfte wie der Dalai Lama, konnte »Seine Heiligkeit« sich bis heute nicht durchringen. Der »totale Krieg der Welten«, so der Mythos, auf den auch Nazi-Esoteriker wie Heinrich Himmler abstellten, werde im Jahre 2424 ausbrechen. Und er - der dann wiedergeborene Dalai Lama - werde als Feldherr durch das Blut der Feinde voranschreiten.
Fragen: Susann Witt-StahlND: Warum löst das geistige und politische Oberhaupt der Tibeter, das gestern Hamburg besuchte, bei vielen Deutschen derart großes Entzücken aus? Der Dalai Lama sei beliebter als der Papst, heißt es.
Goldner: Viele Menschen sind begeistert. Aber wirklich Ahnung haben nur die wenigsten. Man versorgt sich mit gerade so viel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Sehnsüchte entsteht.
Was fasziniert vorwiegend säkular ausgerichtete Menschen an »seiner Heiligkeit«?
Ein Free-Tibet-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel, und schon ist man zum »mitfühlenden Gutmenschen« mutiert. Konsequent wird alles ausgeblendet, was das Bild des Dalai Lama ankratzen, lieb gewonnene Projektionen zum Platzen bringen könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter dessen Phrasen, je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische Prinzipien. Selbst der größte Unsinn bleibt unwidersprochen.
Apropos Unsinn: Sie sagen, der Dalai Lama »schwatzt einen Stuss daher, dass die Lichter ausgehen«.
Auf die Frage, was er Muslimen rate, die zunehmend unter Generalverdacht gerieten, meinte er jüngst: »Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, ernsthaft umzusetzen, was der Koran sagt. Dann werden ihre Nachbarn letztlich merken, "ah, diese Muslime sind ziemlich friedfertig und sehr gute Bürger der Gesellschaft". Zwischenzeitlich, wenn jemand angreift, dann verteidigt Euch sehr sorgfältig. Ha, ha, ha. Ihr wisst, dass die Anwendung von Mitgefühl sehr grundlegend ist. Aber wenn ein tollwütiger Hund kommt, und wenn ihr dann sagt "Mitgefühl, Mitgefühl", dann sage ich, das ist töricht.«
Das »Tibetische Zentrum« in Hamburg kündigt den Dalai Lama nicht nur als »charismatischen Botschafter des Friedens« an, sondern auch als Motor der »Demokratisierung der tibetischen Gesellschaft«?
Tibet ist heute eine ähnlich pluralistische Gesellschaft wie die gesamte VR China. Am Dalai Lama ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte komplett vorbeigegangen. Seine Doktrin des Vajrayana-Buddhismus - ein abstruser Glaube an Karma und Wiedergeburt, an blutrünstige Geister, Dämonen und Teufel, an Astrologie, Magie und Orakelkult - spielt weder in Tibet noch in den exiltibetischen Gemeinden die Rolle, die Traditionalisten ihr gern zusprechen. Seine Lehre ist nur noch für Insider - und in ihrer folkloristischen Ausschmückung für das mehr oder minder ahnungslose Westpublikum - von Bedeutung.
Sie sprechen von einer »Faschismuskompatibilität des tibetisch-buddhistischen Okkultwesens«. Was meinen Sie?
Ich verweise etwa auf den Anteil des Dalai Lama am Aufstieg des japanischen Hitler-Verehrers Shoko Asahara und seiner AUM-Terrorsekte. Die U-Bahn-Attentate in Tokyo von 1995 waren nur ein Vorspiel: die Sekte wollte die gesamte Bevölkerung der Stadt u.a. mit Zyklon B auslöschen. Damit beabsichtigte Asahara, seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen. Zu einer klaren Verurteilung Asaharas, der aus dem gleichen »Shambhala-Mythos« eines kommenden buddhistischen Weltreiches schöpfte wie der Dalai Lama, konnte »Seine Heiligkeit« sich bis heute nicht durchringen. Der »totale Krieg der Welten«, so der Mythos, auf den auch Nazi-Esoteriker wie Heinrich Himmler abstellten, werde im Jahre 2424 ausbrechen. Und er - der dann wiedergeborene Dalai Lama - werde als Feldherr durch das Blut der Feinde voranschreiten.
Fragen: Susann Witt-Stahl
Goldner: Viele Menschen sind begeistert. Aber wirklich Ahnung haben nur die wenigsten. Man versorgt sich mit gerade so viel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Sehnsüchte entsteht.
Was fasziniert vorwiegend säkular ausgerichtete Menschen an »seiner Heiligkeit«?
Ein Free-Tibet-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel, und schon ist man zum »mitfühlenden Gutmenschen« mutiert. Konsequent wird alles ausgeblendet, was das Bild des Dalai Lama ankratzen, lieb gewonnene Projektionen zum Platzen bringen könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter dessen Phrasen, je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische Prinzipien. Selbst der größte Unsinn bleibt unwidersprochen.
Apropos Unsinn: Sie sagen, der Dalai Lama »schwatzt einen Stuss daher, dass die Lichter ausgehen«.
Auf die Frage, was er Muslimen rate, die zunehmend unter Generalverdacht gerieten, meinte er jüngst: »Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, ernsthaft umzusetzen, was der Koran sagt. Dann werden ihre Nachbarn letztlich merken, "ah, diese Muslime sind ziemlich friedfertig und sehr gute Bürger der Gesellschaft". Zwischenzeitlich, wenn jemand angreift, dann verteidigt Euch sehr sorgfältig. Ha, ha, ha. Ihr wisst, dass die Anwendung von Mitgefühl sehr grundlegend ist. Aber wenn ein tollwütiger Hund kommt, und wenn ihr dann sagt "Mitgefühl, Mitgefühl", dann sage ich, das ist töricht.«
Das »Tibetische Zentrum« in Hamburg kündigt den Dalai Lama nicht nur als »charismatischen Botschafter des Friedens« an, sondern auch als Motor der »Demokratisierung der tibetischen Gesellschaft«?
Tibet ist heute eine ähnlich pluralistische Gesellschaft wie die gesamte VR China. Am Dalai Lama ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte komplett vorbeigegangen. Seine Doktrin des Vajrayana-Buddhismus - ein abstruser Glaube an Karma und Wiedergeburt, an blutrünstige Geister, Dämonen und Teufel, an Astrologie, Magie und Orakelkult - spielt weder in Tibet noch in den exiltibetischen Gemeinden die Rolle, die Traditionalisten ihr gern zusprechen. Seine Lehre ist nur noch für Insider - und in ihrer folkloristischen Ausschmückung für das mehr oder minder ahnungslose Westpublikum - von Bedeutung.
Sie sprechen von einer »Faschismuskompatibilität des tibetisch-buddhistischen Okkultwesens«. Was meinen Sie?
Ich verweise etwa auf den Anteil des Dalai Lama am Aufstieg des japanischen Hitler-Verehrers Shoko Asahara und seiner AUM-Terrorsekte. Die U-Bahn-Attentate in Tokyo von 1995 waren nur ein Vorspiel: die Sekte wollte die gesamte Bevölkerung der Stadt u.a. mit Zyklon B auslöschen. Damit beabsichtigte Asahara, seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen. Zu einer klaren Verurteilung Asaharas, der aus dem gleichen »Shambhala-Mythos« eines kommenden buddhistischen Weltreiches schöpfte wie der Dalai Lama, konnte »Seine Heiligkeit« sich bis heute nicht durchringen. Der »totale Krieg der Welten«, so der Mythos, auf den auch Nazi-Esoteriker wie Heinrich Himmler abstellten, werde im Jahre 2424 ausbrechen. Und er - der dann wiedergeborene Dalai Lama - werde als Feldherr durch das Blut der Feinde voranschreiten.
Fragen: Susann Witt-StahlND: Warum löst das geistige und politische Oberhaupt der Tibeter, das gestern Hamburg besuchte, bei vielen Deutschen derart großes Entzücken aus? Der Dalai Lama sei beliebter als der Papst, heißt es.
Goldner: Viele Menschen sind begeistert. Aber wirklich Ahnung haben nur die wenigsten. Man versorgt sich mit gerade so viel an oberflächlicher Kenntnis, dass ein Bildschirm für die eigenen untergründigen Sehnsüchte entsteht.
Was fasziniert vorwiegend säkular ausgerichtete Menschen an »seiner Heiligkeit«?
Ein Free-Tibet-Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel, und schon ist man zum »mitfühlenden Gutmenschen« mutiert. Konsequent wird alles ausgeblendet, was das Bild des Dalai Lama ankratzen, lieb gewonnene Projektionen zum Platzen bringen könnte. Um so frenetischer der Applaus, je platter dessen Phrasen, je durchsichtiger seine Selbstdarstellung als heroischer Vorkämpfer für Menschenrechte und demokratische Prinzipien. Selbst der größte Unsinn bleibt unwidersprochen.
Apropos Unsinn: Sie sagen, der Dalai Lama »schwatzt einen Stuss daher, dass die Lichter ausgehen«.
Auf die Frage, was er Muslimen rate, die zunehmend unter Generalverdacht gerieten, meinte er jüngst: »Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, ernsthaft umzusetzen, was der Koran sagt. Dann werden ihre Nachbarn letztlich merken, "ah, diese Muslime sind ziemlich friedfertig und sehr gute Bürger der Gesellschaft". Zwischenzeitlich, wenn jemand angreift, dann verteidigt Euch sehr sorgfältig. Ha, ha, ha. Ihr wisst, dass die Anwendung von Mitgefühl sehr grundlegend ist. Aber wenn ein tollwütiger Hund kommt, und wenn ihr dann sagt "Mitgefühl, Mitgefühl", dann sage ich, das ist töricht.«
Das »Tibetische Zentrum« in Hamburg kündigt den Dalai Lama nicht nur als »charismatischen Botschafter des Friedens« an, sondern auch als Motor der »Demokratisierung der tibetischen Gesellschaft«?
Tibet ist heute eine ähnlich pluralistische Gesellschaft wie die gesamte VR China. Am Dalai Lama ist die Entwicklung der letzten Jahrzehnte komplett vorbeigegangen. Seine Doktrin des Vajrayana-Buddhismus - ein abstruser Glaube an Karma und Wiedergeburt, an blutrünstige Geister, Dämonen und Teufel, an Astrologie, Magie und Orakelkult - spielt weder in Tibet noch in den exiltibetischen Gemeinden die Rolle, die Traditionalisten ihr gern zusprechen. Seine Lehre ist nur noch für Insider - und in ihrer folkloristischen Ausschmückung für das mehr oder minder ahnungslose Westpublikum - von Bedeutung.
Sie sprechen von einer »Faschismuskompatibilität des tibetisch-buddhistischen Okkultwesens«. Was meinen Sie?
Ich verweise etwa auf den Anteil des Dalai Lama am Aufstieg des japanischen Hitler-Verehrers Shoko Asahara und seiner AUM-Terrorsekte. Die U-Bahn-Attentate in Tokyo von 1995 waren nur ein Vorspiel: die Sekte wollte die gesamte Bevölkerung der Stadt u.a. mit Zyklon B auslöschen. Damit beabsichtigte Asahara, seinen Anspruch als buddhokratischer Weltendiktator zu unterstreichen. Zu einer klaren Verurteilung Asaharas, der aus dem gleichen »Shambhala-Mythos« eines kommenden buddhistischen Weltreiches schöpfte wie der Dalai Lama, konnte »Seine Heiligkeit« sich bis heute nicht durchringen. Der »totale Krieg der Welten«, so der Mythos, auf den auch Nazi-Esoteriker wie Heinrich Himmler abstellten, werde im Jahre 2424 ausbrechen. Und er - der dann wiedergeborene Dalai Lama - werde als Feldherr durch das Blut der Feinde voranschreiten.
Fragen: Susann Witt-Stahl
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