Anträge auf Todes-Arznei abgelehnt

Minister Spahn stellt sich gegen Suizid-Unterstützung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat einem Medienbericht zufolge auf Weisung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mehr als 100 Anträge auf tödliche Medikamente zur Sterbehilfe abgelehnt. Wie das Bundesinstitut dem Berliner »Tagesspiegel« mitteilte, sei in insgesamt 102 Fällen der Zugang schwerstkranker Patienten zu tödlichen Medikamenten versagt worden. In 31 weiteren Fällen sei noch keine Entscheidung getroffen worden.

Zwar ist die Bonner Behörde aufgrund eines Urteils seit 2017 verpflichtet, die Anträge im Einzelnen zu prüfen. Allerdings hatte Spahn das ihm unterstellte Bundesinstitut angewiesen, die Begehren zurückzuweisen. 24 Patienten sind dem »Tagesspiegel« zufolge in der Wartezeit gestorben.

Am 26. Februar wird das Bundesverfassungsgericht ein Grundsatzurteil zum Verbot organisierter Sterbehilfe verkünden. Konkret geht es um sechs Verfassungsbeschwerden von Sterbehilfe-Vereinen, schwer erkrankten Einzelpersonen und Ärzten, die mit dem Verbot der Suizidhilfe ihr allgemeines Persönlichkeitsrecht oder auch ihre Berufsfreiheit verletzt sehen. Im Dezember 2015 war die »geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung« in Paragraf 217 des Strafgesetzbuches unter Strafe gestellt worden. Nur wer bei einer Suizidassistenz nicht »geschäftsmäßig« handelt, bleibt straffrei.

In der Verhandlung am Bundesverfassungsgericht im April 2019 hatten die Beschwerdeführer gerügt, dass ihnen faktisch die passive Sterbehilfe, etwa die Überlassung eines tödlich wirkenden Mittels, verwehrt werde, da sowohl Ärzte als auch Sterbehilfe-Vereine bei einer Suizidassistenz »geschäftsmäßig« handeln. Das im Grundgesetz geschützte allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasse aber auch das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal