Linke Vorläuferin

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Angela Davis verkörperte Black Lives Matter schon lange, bevor sich Bewegungen über soziale Medien organisierten. Weltweit bekannt und zur Symbolfigur der schwarzen Bürgerrechts- und der Frauenbewegung wurde die marxistische Philosophin 1970. Vom FBI zur Schwerverbrecherin erklärt, wurde sie zu Unrecht der »Unterstützung des Terrorismus« angeklagt und verlor ihren Lehrauftrag an der Universität von Kalifornien. Bei einem Schuldspruch drohte Davis der Tod in der Gaskammer. Nach zweijähriger Prozessdauer wurde sie freigesprochen, wozu eine internationale Solidaritätskampagne viel beigetragen hatte. In der DDR kannte ihren Namen jedes Schulkind, und bis heute ist die jetzige Professorin an der Universität von Santa Cruz eine der prominentesten linken politischen Stimmen aus den USA.

Angela Davis hat Geschichte geschrieben. Dazu zählen auch zwei Kandidaturen bei US-Präsidentschaftswahlen. 1980 und 1984 trat sie an der Seite von Gus Hall für die Kommunistische Partei der USA an. Die nicht nur in den Leitmedien als angeblich erste schwarze Vizekandidatin bejubelte Kamala Harris steht auf dem falschen Podest. Aber auch Davis war nicht die erste Afroamerikanerin in dieser Rolle. Bereits 1952 hat die linke Progressive Partei Charlotta Bass als Vize aufgestellt, Willie Mae Reid kandidierte 1976 für die trotzkistische Socialist Workers Party. Alle diese Antritte waren absolut chancenlos. Nach der McCarthy-Ära war die Linke in den USA marginalisiert, den Parteien der Millionäre erst recht hoffnungslos unterlegen.

Die von Joe Biden erkorene Kamala Harris könnte es als erste Nichtweiße als Vize ins Weiße Haus schaffen. Und sogar ins Oval Office, sollten Joes Lebenskräfte zu früh erlahmen. Laut »New York Times« begrüßte Davis die Entscheidung für Harris als Aufwertung des Angebots der Demokraten an die Wähler. Sie mache dieses »schmackhafter«. Zum feministischen Ansatz gehöre, auch mit Widersprüchen umgehen zu können, sagte Davis in Bezug auf die nicht unbefleckte Karriere der früheren Staatsanwältin.

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