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Was waren das für selige Zeiten, als die Versiegelung intimer Nachrichten noch mit der Zunge gelang. Einmal damit über den Klebefalz, sicher war das Geheimnis. Die größte Unfallgefahr lag in der scharfen Kante des Umschlags, gegen unerwünschte Mitleser konnte man eine zweite Sicherung einbauen und seinen Brief verschlüsselt in den Umschlag tun. Wer wollte es schon aufnehmen mit diesem doppelten Schutz, dem Briefgeheimnis und der Schläue des Briefschreibers. Behörden, falls sie es doch taten, gaben sich unschuldig wie die Lämmer. Heute ist das Briefgeheimnis Horst Seehofer anvertraut und der leitet daraus ein Mitleserecht ab. Es reicht ihm der Verweis auf die Gefahr durch Gefährder, und das war’s. Dabei weiß jeder, dass Gefährder wechseln wie draußen das Wetter, eine Zeit lang saß Seehofers schlimmste Gefährderin im Kanzleramt. Demnächst will er das Verschlüsseln der Post verbieten, die heute meist per Internet versendet wird. Man soll ihm den privaten Code dann quasi zustecken, damit er etwas zu lesen hat nach Feierabend. Von wegen Gefährder. Der ist Seehofers treuester Gefährte. uka
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