Werbung

Erfolg als Antwort

Eissprinter Joel Dufter aus Inzell gewinnt nach seiner Kritik am deutschen Verband EM-Bronze

  • Emanuel Reinke, Heerenveen
  • Lesedauer: 2 Min.

Joel Dufter sitzt in seinem Hotelzimmer und blickt mit einem stolzen Lächeln auf den Beleg seines Erfolgs. »Die Medaille liegt in einer Box neben meinem Bett«, sagt der deutsche Eisschnellläufer am Tag nach dem Gewinn von Bronze bei den Europameisterschaften der Sprinter in Heerenveen, »zu Hause wird sie dann aufgehängt.« Bis das Edelmetall einen festen Platz in Dufters vier Wänden in Inzell findet, wird es noch dauern. Der 25-Jährige bleibt vorerst in der Coronablase in den Niederlanden - an den kommenden beiden Wochenenden stehen hier zwei Weltcups an.

Dufter blickt ihnen mit »gutem Selbstvertrauen« entgegen - und einer gehörigen Portion Genugtuung. Nach der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Präsidium der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) hatte er auf dem Eis die passende Reaktion folgen lassen. »Solche Leistungen sagen mehr als Worte«, meint Dufter: »Es war eine gute Bestätigung. Mir haben viele Leute gesagt, dass das genau die richtige Antwort war.« Er und drei andere Läufer aus der Kernmannschaft der Sprinter hatten vor eine Woche Missstände im Verband unter der neuen Führung um Präsident Matthias Große angeprangert. Es werde nicht im Sinne der Sportler entschieden, sondern nach Eigeninteressen. »Persönliche Differenzen und Machtbestrebungen Einzelner stehen über allem«, lautet einer der Vorwürfe.

Unzufriedene Athleten

Viele Athleten der DESG seien momentan »sehr unzufrieden« mit der Situation, in der sie sich individuell befänden. Insbesondere die nicht vollzogene Vertragsverlängerung zum Jahresende mit dem langjährigen Coach Danny Leger, dem Dufter einen großen Anteil an seinem Erfolg anrechnete, sorgte für Unmut. Große reagierte verärgert und kündigte »Konsequenzen« an.

Der Disput bremste Dufter nicht aus, er schien ihn sogar zu beflügeln. Nach je zwei Läufen über 500 Meter (34,79 Sekunden/35,23) und 1000 Meter (1:08,57 Minuten/1:08,93) kam er auf 138,770 Punkte - zu Silber und dem Niederländer Hein Otterspeer (138,645) fehlten Dufter im bislang besten Vierkampf seiner Karriere nicht viel. »Es war ein super Wettkampf für mich«, sagte Dufter.

Die Zufriedenheit war, nicht zuletzt aufgrund der Vorkommnisse der Vorwoche, enorm. Er habe »eigentlich immer nur ein Lächeln drauf gehabt, unter der Maske hat man das nicht gesehen, aber es war auch ein inneres Lächeln da«, sagte Dufter: »Ich habe alles richtig gemacht, jetzt bin ich mal gespannt, was da kommt.«

Erste Antworten soll es am kommenden Freitag geben. Dann will Große gemeinsam mit der Generalbevollmächtigten Nadine Seidenglanz »ausführlich« über diverse Themen informieren, darunter die Neubesetzung der Trainerpositionen, das neue sportliche Konzept sowie die Neuausrichtung des Verbandes.SID/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal