Linker Prediger

Raphael Warnock gewinnt Stichwahl für den US-Senat in Georgia

  • Johanna Soll
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wer hätte gedacht, dass wir im Bundesstaat Georgia sehen würden, wie die Menschen sich erheben und einen Afroamerikaner, der in einer Sozialwohnung aufgewachsen ist, und einen jungen jüdischen Mann, den Sohn eines Einwanderers, in den US-Senat schicken würden?« Dies sagte Raphael Warnock bei seiner Siegesrede, nachdem feststand, dass sowohl er, als auch sein demokratischer Mitstreiter, Jon Ossoff, beide ihre Stichwahlen am 5. Januar gewonnen hatten.

Warnock ist Pastor der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, in der einst Dr. Martin Luther King Jr. Predigte. Bei der Stichwahl zum US-Senat Anfang Januar hatte er die die republikanische Amtsinhaberin Kelly Loeffler mit 51 zu 49 Prozent der Stimmen geschlagen.

Damit wird er der erste Schwarze sein, der den Südstaat Georgia im US-Senat vertritt. Es ist auch das erste politische Amt des 51-Jährigen, der als elftes von zwölf Kindern in Savannah als Sohn eines Pastorenpaares aufwuchs. Da verwundert es nicht, dass er schon mit elf seine erste Predigt hielt. Später studierte er und wurde der erste Akademiker in seiner Familie.

Obwohl Warnock am Mittwoch als Senator vereidigt wurde und damit fortan sein Lebensmittelpunkt Washington D.C. sein wird, will er weiterhin sonntags in der Ebenezer-Kirche in Atlanta predigen, um die Verbindung zu seiner Gemeinde nicht zu verlieren.

Politischer Aktivismus und Geistlichkeit sind in der Schwarzen Baptistenkirche miteinander verwoben, was sich auch durch die Karriere Warnocks zieht: Über die Jahre trat er für die Ausweitung von Medicaid ein, des Hilfsprogramms zur Übernahme medizinischer Kosten für arme Menschen auf Bundes- und Landesebene; für die Erweiterung von »Obamacare«, für den Schutz des Wahlrechts Marginalisierter und für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und für die gleichgeschlechtliche Ehe.

Und er wandte sich gegen die Todesstrafe. Besonders wichtig ist Warnock außerdem, gegen die Masseninhaftierung in den USA vorzugehen. Wenn das, wie die Republikaner unken, kein »radikaler Sozialismus« ist!

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