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Das Problem mit den Glasfläschchenhälsen

Fragen & Antworten rund um die Corona-Impfungen

  • Marco Krefting
  • Lesedauer: 3 Min.

Thomas Frischmuth, Geschäftsführer der Firma Baseclick, die auch an einem mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet, erklärt den simplen Grund, die Produktion ist nicht im Handumdrehen zu beschleunigen: die Herstellung von Glasfläschchen zum Abfüllen.

Wie werden mRNA-Impfstoffe überhaupt hergestellt?

Zunächst muss die sogenannte mRNA erzeugt werden. Das m steht für Messenger (auf Deutsch: Bote), daher spricht man auch von Boten-RNA (RNA steht für Ribonukleinsäure). Die mRNA enthält eine Art Bauplan für eine Oberflächenstruktur des Coronavirus Sars-CoV-2. Nach einer Impfung soll der Körper das ungefährliche Teilstück des Virus bilden, um die Körperabwehr darauf zu trainieren. Die Herstellung solcher mRNA ist zwar lange bekannt, sagt Frischmuth. Problematisch werde es, weil die mRNA für den Impfstoff in eine Art Hülle verpackt werden muss, und die besteht aus speziell hergestellten Fetten (Lipiden).

Wo liegt hier nun das Problem?

Sowohl der Mainzer Hersteller Biontech als auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie erklären, große Mengen an mRNA-Impfstoffen könnten in kurzer Zeit hergestellt werden, aber die Lipiden sind das Problem. »Es gibt nicht sehr viele Firmen, die diese Fette herstellen können«, ergänzt Frischmuth. Hinzu kommt, dass die Corona-Impfstoffe die ersten auf Basis von mRNA sind. Die Zulieferketten sind nicht auf die Produktion der benötigten Mengen ausgelegt gewesen. Bis vor einem Jahr war das noch eine Idee im Labor und auf einmal wartet die Welt auf Millionen von Dosen. Man brauche zwei speziell für die Anwendung entwickelte Lipide und synthetisches Cholesterin, das bislang nicht in derartigen Mengen gebraucht wurde.

Können nicht mehr Produktionsstätten geschaffen werden?

Viele Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten bereits ausgebaut und Lohnfertiger rekrutiert, die Komponenten zuliefern oder einzelne Herstellungsschritte übernehmen, erklärt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Hilfreich wäre es aus Sicht von Thomas Frischmuth, wenn beispielsweise große Firmen wie Waschmittelhersteller vorübergehend Teile ihrer Fette-Produktion umrüsteten.

Wie stellt sich das angesprochene Problem mit den Flaschenhälsen dar?

Laut Frischmuth geht es dabei vor allem um die Glasfläschchen, mit denen die Impfserien an Impfzentren und Ärzte verteilt werden. Auch der vfa erklärte, dass diese Durchstichfläschchen sowie Abfüllanlagen als möglicher Flaschenhals für die Versorgung ausgemacht wurden. Zur Lagerung müssen manche mRNA-Impfstoffe sehr stark gekühlt werden. Doch die meisten Glasprodukte seien nicht für Temperaturen bis minus 80 Grad gemacht. »Das stellt spezielle Herausforderungen an das Glas«, erklärt Thomas Frischmuth.

Gibt es beim Fläschchen Lichtblicke?

Verschiedene Hersteller haben inzwischen eine umfassende Versorgung mit pharmazeutischen Behältern für die Impfstoffe zugesichert. Eine Sprecherin der Schott AG aus Mainz teilte mit, bis Ende 2021 würden genügend Fläschchen ausgeliefert, um mehr als zwei Milliarden Dosen diverser Covid-19-Impfstoffe abzufüllen.

Und weitere positiven Signale?

Vielerorts wird am Aufbau weiterer Produktionskapazitäten gearbeitet. Mit Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca haben erst drei Impfstoff-Hersteller eine Zulassung. Curevac und Johnson & Johnson rechnen im März damit. Damit wird das Angebot größer, so dass das Versprechen der Bundeskanzlerin, »bis Ende des dritten Quartals, also bis Ende des Sommers, wird jedem Bürger ein Impfangebot gemacht«, umzusetzen ist. dpa/nd
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