Brandenburg beim Impfen nicht mehr Schlusslicht

Zahl der verabreichten Dosen konnte verdoppelt werden, doch nun gibt es wieder Lieferengpässe

Rund 55 000 Corona-Schutzimpfungen sind in der vergangenen Woche in Brandenburg verabreicht worden. Damit konnte das Bundesland den Wert der Vorwoche verdoppeln und im bundesweiten Ranking bei den Erstimpfungen den letzten Platz an Nordrhein-Westfalen abgeben. In Nordrhein-Westfalen haben erst 6,7 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten. In Brandenburg liegt diese Quote mittlerweile bei 6,8 Prozent. Bei den Zweitimpfungen beträgt die Quote in Brandenburg 3,2 Prozent. Damit liegt die Mark gleichauf mit drei anderen Bundesländern und drei weitere Länder haben eine schlechtere Quote.

Doch auf die paar guten Nachrichten folgt gleich eine schlechte. Die Pharmafirma Astra-Zeneca liefert ihren Impfstoff nicht so wie versprochen. »Gerade jetzt, wo das Impfen in Brandenburg wieder deutlich an Fahrt aufgenommen hat, gibt es erneute Lieferschwierigkeiten«, beklagt Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Montag. »Absolut inakzeptabel ist die Unklarheit über die weiteren Impfstoff-Lieferungen über den März hinaus.«

Corona in Zahlen

Im Zeitraum 27. Dezember bis 14. März sind in Brandenburg 181 451 Erstimpfungen und 80 520 Zweitimpfungen gegen das Coronavirus verabreicht worden.

Seit Ausbruch der Epidemie im Frühjahr 2020 wurden im Bundesland 80 222 Corona-Infektionen nachgewiesen. 73 127 Menschen gelten als inzwischen wieder genesen.

In den vergangenen sieben Tagen gab es im Bundesland 80,9 neue Infektionen mit dem Coronavirus je 100 000 Einwohner. Am 10. März hatte der Wert noch bei 60,6 gelegen. Seitdem steigt er wieder. Am höchsten liegt der Wert mit 164,6 im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, am niedrigsten mit 31,2 in Frankfurt (Oder).

Aktuell werden in den märkischen Krankenhäusern 319 Corona-Patienten behandelt, 90 von ihnen auf der Intensivstation. 71 Patienten müssen beatmet werden.

Die Zahl der gemeldeten Todesfälle stieg am Montag um drei auf 3146.

Bislang erhielt Brandenburg von Astra-Zeneca 103 200 Dosen Impfstoff, von dem Hersteller Moderna 21 600 und von Biontech 269 100. Für die laufende Woche sind in den Impfzentren im Bundesland 43 000 Termine gebucht, für die kommende Woche schon 5500. Mitgerechnet ist hier schon das zwölfte Impfzentrum, das diesen Dienstag in der Rolandhalle in Perleberg eröffnet wird. Von den 43 000 Terminen müsse keiner abgesagt werden, versichert die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB).

Geimpft wird inzwischen auch in ausgewählten Arztpraxen. In der vorletzten Woche ist das entsprechende Modellprojekt in vier Praxen in Bad Belzig, Senftenberg, Pritzwalk und Wittenberge angelaufen. Welche Praxen das sind, wird nicht verraten. Denn geimpft werden dort die Patienten, die in diesen Praxen behandelt werden. Man möchte verhindern, dass es dort nun einen Ansturm anderer Bürger gibt. In der laufenden Woche sollen weitere 39 Arztpraxen in die Impfung mit einsteigen, in der kommenden Woche weitere sieben Praxen.

»Leider scheinen sich Bund und Länder dahingehend verständigt zu haben, dass die Corona-Impfungen erst ab Mitte April regelhaft in die Arztpraxen kommen sollen«, bedauert der KVBB-Vizevorsitzende Holger Rostek. »So lange wollen wir nicht warten.« Das für 50 Praxen ausgelegte Modellprojekt in Brandenburg soll daher massiv ausgeweitet werden. Kurzfristig sollen noch weitere 100 Praxen ausgewählt werden, die sich dann an den Corona-Impfungen beteiligen dürfen.

Derweil ist die Zahl der Corona-Infektionen in den vergangenen fünf Tagen wieder stark angestiegen. »Ich sehe die Entwicklung mit Sorge«, gesteht Gesundheitsministerin Nonnemacher. Es war für sie absehbar, dass es so kommt. Darum hatte sie die zuletzt verfügten Lockerungen auch skeptisch gesehen. Nun sagt die Ministerin: »Alles steht zur Diskussion.« Welche Lockerungen konkret zurückgenommen werden könnten, wollte sie jedoch nicht sagen, um den Beratungen und Beschlüssen im Kabinett nicht vorzugreifen.

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