Brandenburg-Tag vom Land abgesagt

Enttäuschte Stadt Bernau will Fest nun allein ausrichten

»Der Brandenburg-Tag in Bernau kann in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Das hat das Kabinett heute in Potsdam beschlossen.« Diese Mitteilung aus der Staatskanzlei traf die Stadtverwaltung wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Die Absage sei nicht leicht gefallen, »gerade auch mit Blick auf die engagierte Arbeit, die in Bernau schon in die Vorbereitung des Brandenburg-Tags investiert wurde«, erklärte Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD) am Dienstagnachmittag. »Aber die Entwicklung der Pandemie lässt keine sichere Planung von Großveranstaltungen mit tausenden Gästen im September zu.« Das traditionelle Landesfest lebe davon, dass viele Menschen aus dem ganzen Bundesland zusammenkommen, um miteinander zu feiern. »Das können wir in diesem Jahr nicht sicher gewährleisten, auch wenn wir mit dem Impfen im Sommer einen wichtigen Schritt in Richtung Alltagsnormalität gehen werden«, sagte Schneider. Die Feier solle zu gegebener Zeit nachgeholt werden, kündigte sie an. Die Bewältigung der Krise werde noch sehr viel Kraft kosten. Auch deswegen sei die Verschiebung des Festes vernünftig. »Ich bitte alle Beteiligten und die Bürgerinnen und Bürger von Bernau dafür um Verständnis.«

Doch Bürgermeister André Stahl (Linke) hat überhaupt kein Verständnis dafür. Er ist weder mit der Entscheidung selbst einverstanden noch mit der Art und Weise, wie sie getroffen wurde. »Die Absage kommt für uns zu einem völlig falschen Zeitpunkt, denn sie impliziert, dass die Regierung an ihre eigenen Maßnahmen zur Impfstrategie nicht glaubt«, beschwerte sich Stahl. Im Übrigen sei es sehr enttäuschend, dass die rot-schwarz-grüne Regierung die Veranstaltung absagt, ohne vorher mit der Stadt Bernau »Konsens herzustellen«. Die Kommune habe von dem Entschluss aus den Medien erfahren.

Damit abfinden will sich der Bürgermeister nicht. Er geht nach wie vor davon aus, dass die Brandenburger bis zum Herbst in relevanter Größenordnung gegen Corona geimpft sind und man dann zur Normalität zurückkehren könne. »Deshalb planen wir als Stadt eine Post-Corona-Veranstaltung, ob mit oder ohne Landesbeteiligung«, kündigte Stahl an. »Die Menschen brauchen ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht. Die gesamte Veranstaltungsbranche liegt am Boden und klammert sich an Strohhalmen fest. Deshalb ist es aus unserer Sicht das falsche Signal, eine Veranstaltung fünf Monate vorher abzusagen, in denen viel passieren wird.«

Bernau wollte den Brandenburg-Tag erhalten vom 3. bis 5. September unter dem Motto »Stadt Land Panke« ausrichten. Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen. Man hatte sich ständig mit allen Partnern abgestimmt und für die Durchführung ausgesprochen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Eine Hygienekonzeption sei längst in Auftrag gegeben worden.

In der Regel zählt das traditionelle Landesfest zwischen 80 000 und 120 000 Besucher. Der Brandenburg-Tag ist zuvor erst einmal abgesagt worden. Das war im Jahr 1997 während des Oder-Hochwassers.

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