Wandern wird immer beliebter

Tourismusbranche will Trend aufgreifen und entwickeln

  • Christian Bark
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Wandern erfreut sich in Brandenburg in der Coronakrise wachsender Beliebtheit - gerade im Lockdown. Den Schub wollen Tourismusverbände nutzen, um ihre Regionen noch attraktiver für Aktivurlauber zu machen. »Das Interesse am Wandern auch im Flachland hatte schon vor der Corona-Pandemie kontinuierlich zugenommen«, sagte Birgit Kunkel, Sprecherin des Tourismus-Marketings Brandenburg (TMB). Wegen Corona scheine das Thema einen weiteren Schub bekommen zu haben. Online wächst das Interesse an Informationen zu Wandertouren. So seien die Zugriffe auf die TMB-Wanderseite im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 signifikant gestiegen, sagte Kunkel. Jährlich gibt es den Angaben zufolge allein 92,3 Millionen Tagesreisen nach und in Brandenburg.

In Brandenburg stoßen sie auf ein Netz von über 2000 Kilometern touristisch besonders relevanter Wanderwege. Und es sollen noch weitere erschlossen, beziehungsweise beworben werden. »Da das Thema boomt und durch die Pandemie auch der Nutzungsdruck zunimmt, widmen sich viele lokale Akteure diesen Aufgaben«, sagte Kunkel. So habe sich etwa der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land intensiv um die Ausschilderung, Infotafeln und Verbesserung der Wege gekümmert.

»Wir können entweder über den Lockdown jammern oder was machen«, sagte Günter Lutz, Vorstandsmitglied im Tourismusverband Prignitz und einer von vier Wanderwegewarten der Stadt Wittstock (Kreis Ostprignitz-Ruppin). Die gut 90 Kilometer umfassenden Routen der Stadt, aber auch der umliegenden Region - darunter die Rheinsberger Seenlandschaft - werden in Wandervideos beworben und erweitert.

Aktivurlaub lockt auch zahlreiche Besucher in etwas hügeligere Regionen wie in den Fläming südwestlich von Potsdam. »Der Fläming ist bei Wanderfans aus Berlin und Brandenburg schon lange bekannt und lockt auch in diesen Wochen neue Entdecker, die Spaß an der Bewegung draußen in der Natur haben, in unsere Region«, sagte Catharina Weisser, Sprecherin des Tourismusverbands Fläming. »Wir verzeichnen seit Beginn der Corona-Pandemie eine verstärkte Nachfrage an Aktiverlebnissen«, sagte sie. Dazu zählten Wandern, Radfahren und Skaten. Die Zugriffe auf die Wanderseite der Webpräsenz des Verbands seien seit Mai vergangenen Jahres um 190 Prozent gestiegen. »Insgesamt haben sich diesen April die Gästeanfragen im Vergleich zum April 2019 verdreifacht«, sagte die Verbandssprecherin. Die Wanderinfrastruktur auf dem gut 300 Kilometer umfassenden Wegenetz allein im Hohen Fläming sei sehr gut ausgebaut.

Nach Ansicht des Tourismus-Marketings Brandenburg gibt es noch Nachbesserungsbedarf in der Etablierung regionaler Wandernetze. Dem schließt sich Karl-Heinz Schmiedeke vom Brandenburgischen Wandersportverband an. Er beklagt, dass beispielsweise Potsdam komplett auf Radtourismus setze. Man finde fast ausschließlich Hinweisschilder dazu, so Schmiedeke. »Die einst vorbildliche Markierung der vorhandenen Wanderwege wurde in Potsdam bewusst zugunsten des Radtourismus vernachlässigt.« Zudem hebt Schmiedeke den sportlichen Aspekt des Wanderns hervor, der zuletzt durch den Aktivtourismus immer mehr zur Nebensache geworden sei. »Wandern ist keinesfalls bei uns ein Zusammenfinden zu einem Spaziergang in eine Gastlichkeit.« dpa

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