Die Rente und der »kleine« Unterschied

Was Frauen für eine bessere Altersvorsorge tun können

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Frauen noch wirkungsvoll etwas für ihre Altersvorsorge tun können, sind sich nur wenige bewusst, dass es ein gesellschaftliches Problem in Deutschland gibt, welches sie ganz direkt und persönlich betrifft. 80 Prozent der Frauen zwischen zwanzig und sechzig Jahren kennen den geschlechtsspezifischen Unterschied in der Vorsorge von Männern und Frauen nicht. Er wird auch »Gender Pension Gap« genannt. Das ergab eine Umfrage der Forschungs-Agentur Q im Auftrag der Allianz-Versicherung unter mehr als tausend in Deutschland lebenden Teilnehmerinnen.

Frauen schätzen danach den Abstand in der Vorsorge zu Männern mit durchschnittlich minus 25 Prozent deutlich zu gering ein. Tatsächlich erhielten Frauen im Vergleich zu Männern im Jahr 2019 laut OECD ein um 46 Prozent geringeres Alterssicherungseinkommen. Damit führt Deutschland die traurige Spitze in der Industrieländerorganisation OECD an.

Ohnehin wissen die wenigsten genau, mit welchem Einkommen sie im Alter rechnen können. Von den in der Allianz-Studie befragten Frauen gaben 59 Prozent an, weder die Höhe ihrer späteren Rentenzahlungen zu kennen noch einen Überblick über mögliches weiteres Einkommen zu haben. »Die Auswirkungen dieser Unwissenheit sind jedoch gravierend«, so eine Sprecherin des größten europäischen Versicherungskonzerns. »Männer haben viel häufiger lückenlose Erwerbsbiografien.« Die Folge: Sie zahlen stabiler in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sie profitieren auch stärker von Angeboten der betrieblichen Altersversorgung und schließen für sich häufiger private Vorsorgeverträge ab.

Corona dürfte das Problem noch weiter zuspitzen. Umfragen zeigen: Frauen stellen die eigenen Bedürfnisse wieder stärker hinter die der Familie zurück. Sie reduzieren Arbeitszeit, um sich um Kinder oder ältere Angehörige zu kümmern. Das kann negative Auswirkungen auf die spätere Rente haben. Warum sie das Thema Vorsorge nicht angehen, dafür haben Frauen (wie Männer) zahlreiche Gründe: Zu wenig Geld, keine Informationen, zu wenig Zeit, um nur einige zu nennen.

Pantoffel-Sparen oder Riestern?

Eine ordentliche Rente ist an ein langfristig gutes Einkommen gebunden. Hier hakt es. Im Jahr 2019 hatten laut der Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA) nur 13,5 Prozent der Frauen ein eigenes Nettoeinkommen von mehr als 2000 Euro im Monat. Bei den Männern waren es immerhin 40,5 Prozent. Im Hinblick auf die Rente wäre »weniger Teilzeit« sinnvoll sowie Teilzeit zu befristen. In Betrieben mit mehr als 45 Beschäftigten haben Sie Anspruch darauf, ihre Arbeitszeit zu verkürzen und später wieder aufzustocken. Auszeiten kurzhalten, mehr Geld fordern und Befördern lassen - das sind weitere Tipps.

Frau muss allerdings auch Können können. Das gilt ebenfalls für das richtige Sparen. »Für viele eignet sich Pantoffel-Sparen«, rät die Stiftung Warentest in dem Spezialheft »Ihre Rente«, einem rundum gelungenen Ratgeber zu allen Rentenfragen. Die Methode eignet sich gut, um bei mäßigem Risiko ganz gemütlich (darum Pantoffel-Sparen) etwas aus ihrem Geld zu machen.

So geht man die Sache an:

Sparrate festlegen: Überlegen Sie, wie viel sie monatlich sparen wollen.

Tagesgeld sparen: Eröffnen Sie ein Tagesgeldkonto und überweisen Sie monatlich die Hälfte der Sparrate darauf.

Fondssparen: Die andere Hälfte der Sparrate investieren Sie über einen sogenannten ETF-Sparplan in einen Aktienfonds. Wählen Sie als Aktienfonds einen ETF auf den Index »MSCI World«. So verteilt sich ihr Geld auf eine Vielzahl von Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen. Das reduziert Ihr Verlustrisiko.

Checken Sie einmal im Jahr, ob das Verhältnis Tagesgeld-Aktienfonds noch richtig ist. Macht der Fonds mehr als 60 oder weniger als 40 Prozent aus, passen Sie Sparraten an, bis das Verhältnis ausgeglichen ist.

Doch der Tipp ist nicht für jede nützlich. Wenn Sie auf Grundsicherung zusteuern, ist »Pantoffel-Sparen« nichts für Sie. Das Guthaben würde der Sozialhilfeträger abschöpfen. Für Renten aus einer zusätzlichen Vorsorge gibt es dagegen einen Freibetrag: 100 Euro bleiben anrechnungsfrei, vom Rest noch 30 Prozent bis zur Höchstgrenze von 223 Euro im Monat.

Ein Blick zur Riester-Rente

Gute Möglichkeiten sind daher Riester-Rente und die Erhöhung der gesetzlichen Rente. Als Arbeitnehmerin können Sie ab 50 Jahren sogenannte Ausgleichszahlungen an die Rentenkasse zahlen, um später ihre gesetzliche Rente aufzubessern. Selbstständige und Hausfrauen können ohnehin freiwillig dort einzahlen.

Bedenken Sie: Riestern ist vor allem für Frauen mit einem niedrigen Einkommen und mit mehreren Kindern attraktiv. In diesen Fällen sorgen zwar nicht die Banken und die Versicherer für eine ordentliche Rendite, aber der Staat tut es mit seinen Prämien.

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