Erstmals Hausschweinbestände von der Seuche erfasst

Nach Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest auf drei Höfen befürchtet Brandenburg drastische Folgen für Schweinebauern

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Ende haben alle Schutzzäune und Sicherheitszonen nicht verhindern können, was Brandenburgs Bauern befürchtet haben: Die hochansteckende Afrikanische Schweinepest (ASP) hat - auch bundesweit erstmals - auf drei Hausschweinbestände im Land übergegriffen. Es ist für die Branche eine Katastrophe mit noch nicht absehbaren Folgen, denn das Virus ist zwar für den Menschen ungefährlich, für Schweine aber meist tödlich.

Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums Brandenburgs vom Freitag waren zunächst zwei Schweinehaltungen nahe der deutsch-polnischen Grenze betroffen. Es handelte sich um einen Biohof mit 200 Schweinen in Neiße-Malxetal (Spree-Neiße) südöstlich von Cottbus und einen Kleinstbetrieb mit zwei Tieren in Letschin (Märkisch-Oderland) nördlich von Frankfurt (Oder).

»Beide Bestände wurden sofort durch die zuständigen Veterinärämter gesperrt und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet«, teilte das Ministerium in Potsdam mit. Nachdem das Landeslabor Berlin-Brandenburg das Virus nachgewiesen hatte bestätigte am Donnerstag das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor den ASP-Verdacht.

Am Samstag meldete das Verbraucherschutzministerium einen weitern Fall. Betroffen ist ein ebenfalls bei Letschin gelegener Kleinstbetrieb mit vier Tieren. Zwei Mastschweine seien bereits verendet gewesen, die beiden anderen seien getötet worden.

Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) drängt darauf, die Ursache für den Eintrag in die Schweinebestände und damit den Weg zu finden, den das Virus genommen hat. Bisher hätten Genomanalysen aus Polen und Brandenburg nahegelegt, dass von migrierenden, mit ASP befallenen Wildschweinen auszugehen sei. Möglich sei auch die Einschleppung über kontaminiertes Material. »Die dafür notwendigen Ermittlungen sind eingeleitet und werden durch die Taskforce des Landes Brandenburg und Spezialisten des FLI unterstützt, die wir umgehend um Hilfe gebeten haben«, erklärte die Ministerin.

Auf dem Biohof im Spree-Neiße-Kreis wurde das Virus bei einem verendeten Tier im Rahmen des ASP-Monitorings nachgewiesen. Auf Anordnung des zuständigen Veterinäramtes wurden alle betroffenen Tiere inzwischen getötet und unschädlich beseitigt. Für die Entschädigung der Schweinehalter sei die Tierseuchenkasse zuständig.

Laut Nonnemacher werde Brandenburg auf deutscher Seite der Grenze den geplanten zweiten Schutzzaun bauen. Anfang Juli war in der Uckermark das letzte Teilstück der ersten 255 Kilometer langen festen Wildschweinbarriere entlang der Grenze fertiggestellt worden. Brandenburg hat seit Ende September 2020 rund 670 Kilometer Festzaun entlang der Grenze und um die besonders bedrohten Kerngebiete verbaut. In letzter Zeit waren aus der Grenzregion in Polen verstärkt ASP-Funde gemeldet worden. Insgesamt wurden bis Anfang Juli in Brandenburg 1196 entnommene oder als Fallwild gefundene Tiere positiv auf das Virus getestet.

Brandenburg befürchtet drastische Nachteile für Schweinebauern. »Es ist zu erwarten, dass nicht nur die Exportchancen der Schweinehaltung an sich in Deutschland wieder eingeschränkt werden«, sagte Agrarstaatssekretärin Silvia Bender (Grüne). Die europäischen Nachbarn könnten nervös reagieren: »Wir gehen davon aus, dass der Preis für Schweinefleisch wieder sinken wird.« Der Kilopreis habe sich gerade erst stabilisiert auf 1,50 Euro, nach 1,20 Euro zum Jahresbeginn.

Die Landesregierung erwartet von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) mehr Unterstützung für die Schweinehalter. Betriebe, die vorübergehend ihre Tierhaltung aufgäben, sollten Förderung erhalten, so Bender. »Die Bundesministerin hat zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten zurückgewiesen, als nicht nötig befunden.«

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