Blick von oben ins Wolfsgehege

In Zoo Eberswalde gibt es jetzt einen mit Fördermitteln finanzierten Erlebnispfad

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 4 Min.

Wer von der Gaststätte im Zoo Eberswalde aus den hölzernen Pfad betritt, dem dürfte es schon nach wenigen Metern in den Füßen kribbeln. Denn aufgrund des Höhenunterschiedes im Gelände steht der Besucher unversehens vier Meter hoch über dem Wolfsgehege und kann die Raubtiere von oben beobachten. Weniger Nervenkitzel beschert die zweite Hälfte des neuen Erlebnispfades. Der führt über das Damwildgehege und endet in einer Amphibienlandschaft des Nonnenfließes. Gemeinsam mit Schulklassen haben Zoomitarbeiter dieses Areal in den vergangenen Monaten beräumt und neu gestaltet.

Zoodirektor Bernd Hensch will Besuchern mit dem Erlebnispfad eine andere Sicht auf die Tiere bieten. Eine gute Idee und ein genereller Trend in deutschen Zoos, sagt Sebastian Scholze, Sprecher des Verbandes der Zoologischen Gärten, in dem deutschlandweit 56 Einrichtungen Mitglieder sind. »Heutzutage finden sich Tiere nicht mehr aufgereiht in Käfigen entlang des Weges. Das ist nicht mehr zeitgemäß.« Vielmehr sei der andere Blickwinkel jetzt ausschlaggebend, sagt Scholze und nennt als Beispiel die begehbare Nordpolarmeeranlage im Hamburger Zoo. Auch der Eberswalder Zoo habe mit seiner 2006 gebauten Tigeranlage bereits bewiesen, dass er Besuchern ungewöhnliche Einblicke ermöglicht, so der Verbandssprecher. Über einen Tunnel gelangen Besucher in eine vollverglaste Höhle mitten im Gehege der Raubkatzen. »Wer seinen Tierpark nicht ständig verändert, macht heutzutage etwas falsch«, fasst Scholze zusammen.

Der Pfad leitet hinüber in die Stadt

Der neue Erlebnispfad aus robustem Robinienholz soll aber auch eine Art Brückenschlag darstellen. »Wir haben durchschnittlich rund 300.000 Zoogäste im Jahr. Die wenigsten von ihnen besuchen auch die Stadt Eberswalde«, erklärt Hensch. Das soll sich nun möglichst ändern.

Am Ende des Pfades führen ausgeschilderte Wege vom Besuchermagneten Zoo über die Zainhammer Mühle, den Forstbotanischen Garten, das Waldsolarheim und den Weidendamm bis in die Eberswalder Innenstadt. »Der Zoo Eberswalde hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass er kreativ und innovativ ist - im Sinne von Besuchern und dem Tierwohl«, sagt Patrick Kastner von der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Die Einrichtung betrachte sich nicht als ein Ufo, sondern als Bestandteil von Eberswalde, wie dieses neue Highlight beweise, sagt er.

Sabine Grassow von der Barnimer Wirtschafts- und Tourismusgesellschaft sieht den zweisprachig ausgeschilderten Zoo als Ausgangspunkt für polnische Gäste, die Region näher zu erkunden. »Liebe, Herzblut und Lerneffekte der Einrichtung strahlen einfach aus«, rühmt sie.

Bereits im Jahr 2008 hatte Biologe Hensch die Idee für den Erlebnispfad. Doch er brauchte bis zur Umsetzung einen langen Atem, was vor allem an der Finanzierung des 800.000 Euro teuren Projektes lag. Mit Fördermitteln von der EU hatte Hensch schon beim Bau der Tigeranlage gute Erfahrungen gemacht. Immerhin 85 Prozent Förderung standen in Aussicht, die restlichen 15 Prozent wollten sich die Stadt Eberswalde und der Förderverein des Zoos teilen. Letztlich gingen die Finanzierungspläne auf, allerdings mit jahrelanger Wartezeit und immer wieder veränderten Richtlinien, wie Hensch erzählt. »Ob ich mir das heute noch mal antun würde, weiß ich nicht«, bekennt der 65-Jährige.

Denn der Erlebnispfad ist nicht einfach nur ein hölzerner Steg in mehreren Metern Höhe, dekoriert mit geschnitzten Tierfiguren, Fernrohren und eingebrannten Fußspuren. »Ich wollte für Kinder Spieleinheiten integrieren. Immerhin neun Spielplätze haben wir auf unserem Gelände bereits - alles Unikate, bei denen sich die Mädchen und Jungen bewegen müssen, um etwas zu erleben«, sagt der Zoodirektor.

Zu der neuen Attraktion gehört ein Kugelbaumhaus, in das Kinder über Seilnetze gelangen. Außerdem gibt es einen Adlerhorst aus Netzen, in dem Kinder durch eine Adlermaske schauen und dabei hölzerne Schwingen bewegen können. Am Ende des Pfades gibt es zwei weitere Seil- und Kletterstrecken mit Fitness- und Bewegungsgeräten.

Die letzte ausgerottete Art: der Mensch

Auf einem Amphibienlehrpfad erfahren Interessierte, welche Laute Teichfrosch oder Erdkröte machen und warum Amphibien zu der am stärksten vom Aussterben bedrohten Wirbeltiergruppe weltweit gehören.

»Der Artenschutz steht im Zoo Eberswalde im Fokus. Wir sind an immerhin 21 Artenschutzprojekten beteiligt und wollen unsere Besucher dafür sensibilisieren«, betont Hensch und verweist auf einen extra angelegten Friedhof ausgerotteter Tierarten. »Auf dem letzten der dort aufgestellten Grabsteine steht der Mensch.« dpa

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