Für die Ehre

Will Smith machte die 94. Oscars zu einem unvergesslichen Abend

  • Lena Fiedler
  • Lesedauer: 2 Min.

Es sollte eigentlich ein bedeutungsloser Abend werden. Am Sonntag wurden in Los Angeles zum 94. Mal die Oscars vergeben. Weiße Sternchen schoben sich über den roten Teppich, mittelmäßige Streaming-Produktionen wurden prämiert; so weit, so normal im langweiligen Hollywood. Bis der Schauspieler Will Smith die Bühne betrat und dem Comedian Chris Rock eine Ohrfeige verpasste. Was ließ dem Softboy Smith den Kragen platzen? Nicht mehr, als das Rock einen sehr schlechten und würdelosen Witz über eine Krankheit von Smiths Ehefrau Jada Pinkett Smith machte, sodass Smith sich genötigt sah, ihre »verletzte Ehre« durch eine Ohrfeige wiederherzustellen. Männer eben.

Doch die Apotheose des Abends ereignete sich kurz danach, als Smith, der in seiner Karriere bereits zwei Mal für einen Oscar nominiert war, nun für seine Darstellung des Vaters der Tennislegenden Serena und Venus Williams in »King Richard« als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde und erneut die Bühne betrat. »Ich muss in diesen Tagen ein furchtloser Beschützer meiner Familie sein«, sagte er unter Tränen in seiner Dankesrede. »Das gehört zu den Dingen, die Gott mich tun lässt.« Wer ist dieser ritterliche Mann, der meint, die Ehre seiner Familie verteidigen zu müssen?

Smith wurde am 25. September 1968 in Philadelphia geboren und erlangte in den 90er Jahren als Prince von Bel-Air in der gleichnamigen Sitcom Bekanntheit. Seitdem pendelt sein filmisches Schaffen zwischen extrem gut (»Independence Day«, »Ali«) und extrem schlecht (»Hitch der Date Doktor«, »After Earth«). Aufregender ist sein Privatleben, mit dem er immer wieder in die Kritik gerät, vor allem wegen seines Engagements für die Scientology-Sekte.

Fast gleichzeitig kassierte auch der Comedian Oliver Pocher am Rande eines Boxkampfes eine Ohrfeige von Rapper Fat Comedy, der damit »die Ehre« eines Freundes wiederherstellen wollte. Alles in allem zwei Lehrstücke zu fragiler Männlichkeit.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal