81 Problembrücken werden überwacht

Das Land Brandenburg konzentriert die Mittel für den Straßenbau auf den Erhalt

  • Wilfried Neisse, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

368 Millionen Euro hat das Land Brandenburg im vergangenen Jahr in den Erhalt von Straßen und Brücken gesteckt. Wie Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) am Mittwoch mitteilte, wurden 50 Straßenbauprojekte abgeschlossen und 44 weitergeführt. In 19 Fällen haben unterschiedliche Ursachen den geplanten Baubeginn verhindert beziehungsweise verschoben. »Dafür konnten aber andere Maßnahmen umgesetzt werden«, erläuterte Beermann. Neben der Straßen- und Brückensanierung wurden Ortsdurchfahrten erneuert und Radwege gepflegt.

Im Vordergrund steht Beermann zufolge die Reparatur von Straßen. Er verwies darauf, dass im laufenden Jahr mit 373 Millionen Euro nahezu die gleiche Summe dafür zur Verfügung stehe wie im vergangenen Jahr. Doch musste er hinzufügen, dass die »deutlichen Baupreiserhöhungen« die nötigen Maßnahmen deutlich verteuern. Die Situation sei heute auch eine andere als 2018 oder 2019, als »Steuermittel wesentlich stärker geflossen« seien, erklärte der Minister. Im laufenden Jahr plant das Land 66 Bauprojekte an Bundesstraßen, 47 an Landesstraßen und 31 im Zusammenhang mit Ortsdurchfahrten. 24 Baumaßnahmen an Radwegen stehen ebenfalls im Plan.

Einen Schwerpunkt der Bilanz bildeten die Brücken, deren Zustand schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder Thema war. Laut Beermann ist der Bestand »jung und grundsätzlich intakt«. Allerdings stehen bei vielen in den 1990er Jahren errichteten Brücken »planmäßig erste Erhaltungsmaßnahmen an«. Der Zustand von 688 Brücken an Landesstraßen sei einwandfrei, von 88 jedoch »ungenügend«. 17 Baumaßnahmen an Brücken seien 2022 geplant. Mittlerweile stehen 81 »Problembrücken« in Brandenburg unter digitaler Beobachtung.

Das Problem des Betonkrebses - eine Alkali-Kieselsäure-Reaktion führt zur Zersetzung des Materials - betrifft nicht allein die nach 1990 gebauten Autobahnen, sondern auch einige Brücken, erklärte Edgar Gaffry, Chef des Landesbetriebs Straßenwesen. Materialermüdung tue das ihre. Die Belastung von Straßen und Bücken habe unter anderem deshalb zugenommen, weil gegenwärtig nicht mehr nur 32-Tonnen-Lkw unterwegs sind, sondern auch 44-Tonner zulässig sind.

Die Sicherheit beim Über- oder Unterqueren einer Brücke stehe im Vordergrund, versicherte Gaffry. Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit sei eine mögliche Maßnahme. Dabei wird die Belastung der Straßen wegen des stärker werdenden Verkehrs, insbesondere des Schwerverkehrs, noch mehr zunehmen.

In Brandenburg/Havel und in Fürstenberg haben ermittelte Schäden eine Vollsperrung von Brücken verursacht. Gaffry schildert das Spektrum der möglichen Reaktionen darauf - von großräumigem Umfahren über Ausbesserung und Reparatur bis hin zum völligen Neubau. Dem gehe immer eine Wirtschaftlichkeitsprüfung voraus.

Der Landesbetrieb Straßenbau verfügt über rund 600 Ingenieure. 50 bis 60 weitere werden dringend gesucht. Nicht allein das Geld, auch die fehlenden Fachkräfte beschränken laut Minister Beermann den Umfang der Straßenbauprojekte. Geworben werde mit »attraktiven Vorteilen«, die der öffentliche Dienst seinen Angestellten bieten könne.

Um Straßenbauprojekte durchführen zu können, mussten laut Fachmann Gaffry mehrfach Flächen gegen eine Entschädigung enteignet werden. Die Vorstellungen der Eigentümer und des Landes Brandenburg über den Preis der beanspruchten Flächen habe nicht in Übereinstimmung gebracht werden können.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal