Nicht plötzlich vom Himmel gefallen

Vor zwanzig Jahren überfielen Nazi-Skinheads ein Punk-Konzert in der Ostberliner Zionskirche

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Hüter und Hort des Antifaschismus sei die DDR gewesen, sagen die Einen. Das System DDR mit seinem verordneten Antifaschismus sei dafür verantwortlich, dass heute in manchen Regionen zwischen Usedom und Saalfeld Nazis den Ton angeben, sagen Andere. Klar ist: Nach der Wende sind die Neonazis in Ostdeutschland nicht plötzlich vom Himmel gefallen.

Ein Underground-Happening sollte es werden: Am 17. Oktober 1987 fand in der Ostberliner Zionskirche ein Konzert mit der ostdeutschen Punk-Band »Firma« und »Element of Crime« aus Westberlin statt. Doch kaum waren die letzten Töne verklungen, drangen etwa 30 Nazi-Skinheads in die Kirche ein und prügelten auf Konzertbesucher ein, hielten sich dabei besonders an die Punks. Das Ereignis hatte Folgen: Die DDR-Staatsführung wurde an diesem Tag »erstmals gezwungen, von der Existenz des Rechtsradikalismus öffentlich Kenntnis zu nehmen«, schrieb die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« kurz darauf. Vorbei sei nun die Zeit des »selbstzufriedenen antifaschistischen Biedermeiers« in der DDR.

Der Staat geriet in Zugzwang
Die Staatsführung hatte das Ereignis zunächst unter den Teppich kehren wollen. Doch DDR-Bürgerrechtsgruppen machten Druck, der schwappte von den Samisdat-Publikationen bis in die Westmedien. Der Staat geriet in Zugzwang. Auf Weisung von...


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