Zöllner will Nationalmannschaft der Berliner Unis

Neues Institut soll beste Forscher vereinen und internationale Spitzenwissenschaftler anlocken

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Lange Zeit zur Freude über exzellente Universitäten in Berlin gab sich Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) nicht. Nur drei Tage nachdem die Freie Universität (FU) zur Eliteuni erkoren wurde und auch die Humboldt- (HU) und die Technische Universität (TU) einige Millionen Euro Fördersummen für Graduiertenschulen und Exzellenzcluster erhielten, will Zöllner nun die besten Forscher der Stadt »wie in einer Nationalmannschaft« unter einem Dach vereinen. Eine Super-Uni soll es aber nicht geben.

Neben dem Ziel, die Hochschulen in der Breite auszubauen, will der Senator die internationale Elite nach Berlin locken. Dafür müssten auch finanzielle Anreize für Spitzenforscher bereitgestellt werden. »Unser Wissenschaftssystem kann nur gelingen, wenn die bestehenden Säulen erhalten bleiben und das System für die Spitzenförderung durchlässig gemacht wird«, sagte Zöllner.

Die Hochschulen müssten nach dem Willen des Senators internationaler agieren. Professoren aus Berlin und der ganzen Welt sollten ihre Exzellenz nebenamtlich im neuen Institut verbinden, dabei jedoch weiterhin Mitglieder ihrer Heimatinstitutionen bleiben. Das von einer Stiftung getragene Institut würde Nachwuchsförderung, Forschung und Wissenstransfer im Paket anbieten. Gebäude und Verwaltung stellt das Land Berlin. Insgesamt sollen etwa 100 Ausbildern 500 Studierende gegenüberstehen. Schon Ende 2009 sieht Zöllner dort die ersten Studenten.

Der Senator legte gestern Wert darauf, dass dies nur ein Vorschlag sei. Über diesen will er mit den Universitäten und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie dem Max-Planck-Institut oder dem Fraunhofer Institut, ergebnisoffen diskutieren. In Vorgesprächen mit den jeweiligen Präsidenten wollte Zöllner schon gemeinsame Zielvorstellungen erkannt haben. An der Zustimmung der Universitäten darf jedoch gezweifelt werden. Besonders die FU scheint lockere Kooperationen einer institutionellen Zusammenarbeit vorzuziehen.

Einen Namen hat Zöllner auch schon vorgeschlagen: »International Forum of Advanced Studies«, »International Free Humboldt Forum« sei aber auch möglich. Auf Zusätze wie University oder School wolle er aber bewusst verzichten, da es sich um ein völlig neues Konstrukt handele, das der Senat bis 2011/12 jährlich mit 15 bis 25 Millionen Euro über den nun konkretisierten Masterplan finanzieren will. »Das kostet die Unis keinen zusätzlichen Euro. Das Geld ist da«, betonte Zöllner.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) erwartet sich von Zöllners Plan »eine wachsende Sichtbarkeit der deutschen Forschung weltweit«. »Wir müssen eine Einheit schaffen, die als Einheit sichtbar ist«, pflichtete Zöllner bei. Diese Einheit unter den Universitäten herzustellen, wird aber nicht ganz einfach sein.

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