Durchwachsene Silphie: Bienenweide und Mais-Ersatz

Die Durchwachsene Silphie eignet sich zur Biogasherstellung und einigem mehr

  • Susanne Aigner
  • Lesedauer: 3 Min.
Durchwachsene Silphie auf einem Feld in Bayern
Durchwachsene Silphie auf einem Feld in Bayern

Auf rund 2,5 Millionen Hektar wurde im vergangenen Jahr in Deutschland Mais angebaut, davon rund ein Drittel für die Biogaserzeugung. Mais-Monokulturen stehen schon lange in der Kritik. Mais könnte jedoch bald durch die Durchwachsene Silphie ersetzt werden.

Weil die bis zu drei Meter hohe Pflanze den Boden zwei Meter tief durchwurzeln kann, verbraucht sie deutlich weniger Wasser. Sie bildet mehr Biomasse und Humus aus und schafft optimale Bedingungen für Regenwürmer. Mit ihren gelben Blüten und sattgrünen Blättern ähnelt die Silphie der Topinambur, die ebenfalls bis zu drei Meter hoch werden kann. Sie blüht vom Juli bis in den Oktober hinein und zieht zahlreiche Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten an. Ohne chemische Behandlung gedeihen zahlreiche Beikräuter, die die Artenvielfalt bereichern.

Das erste Jahr bleibt weitgehend ohne Ertrag, da sich die Pflanze auf dem Acker erst etablieren muss, dafür ist sie in den Folgejahren umso ertragreicher. Bei einer Kombination aus Mais und Silphie im ersten Anbaujahr wächst unter dem Mais-Bestand die Silphie-Kultur heran, die nach der Mais-Ernte durchstartet. Silphie wird auch an Nutztiere verfüttert, wobei das wertvolle Grüngut in getrockneter Form dem Hauptfutter beigemischt wird.

Biogas und Torf-Ersatz

Mais bringt zwar höhere Erträge, ist jedoch unterm Strich aufwendiger und kostenintensiver, denn er muss jedes Jahr neu eingesät, mechanisch bearbeitet und behandelt werden. Grundsätzlich können die Silphie-Erträge mit herkömmlichen Biogassubstraten wie Mais, Gülle, Grünschnitt oder anderen landwirtschaftlichen Reststoffen mithalten.

Silphie wächst nach der Aussaat 15 bis 25 Jahre auf demselben Acker.

Auch im Garten könnten Silphie-Substrate künftig Verwendung finden. Mit ihrer guten Wasserhaltefähigkeit und Faserstabilität erfüllt die Pflanze alle Voraussetzungen als Torf-Ersatz. Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung soll Torf als Gartensubstrat bis 2030 weitgehend abgelöst werden. Denn für dessen Abbau werden klimaschutzrelevante Moore irreversibel zerstört.

Beliebter bei Insekten

Verursacht sie anfangs vergleichsweise hohe Kosten, rechnet sich Silphie über einen längeren Zeitraum. Als mehrjährige Pflanze wächst sie nach der Aussaat 15 bis 25 Jahre auf demselben Acker, wobei sie über den ganzen Zeitraum hinweg jedes Jahr von neuem geerntet werden kann. Der Boden muss nur einmal vor der Aussaat bearbeitet werden. Im Vergleich zu Mais liefert Silphie allerdings rund 30 Prozent weniger Biogas. Um den gleichen Energiegehalt zu erzeugen, muss also mehr Fläche mit Silphie bepflanzt werden. Wenn darauf insektenfreundliche Blütenpflanzen als Beikräuter wachsen, profitieren Bienen, Schmetterlinge und Kleintiere.

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Auf der Nördlichen Frankenalb, einer Region mit mehr als 50 Biogasanlagen, befinden sich die größten als Trinkwasser nutzbaren Grundwasservorräte Nordbayerns. Wegen des intensiven Mais-Anbaus ist das Wasser stark mit Nitrat und Pestiziden belastet, gleichzeitig erodieren die Böden. Von 2017 bis 2024 führte die Regierung von Oberfranken Anbauversuche mit Silphie auf rund 100 Hektar durch. Ein Ergebnis war, dass auf den Silphie-Parzellen deutlich mehr Arten und Insekten siedelten als in angrenzenden Mais- und Getreideflächen.

Verwendung in der Papierherstellung

Die Firma OutNature produziert auch Silphie-Papier, das zurzeit zu 50 Prozent aus Silphie-Faser und zu 50 Prozent aus klassischem Zellstoff besteht. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) untersuchte im Rahmen einer Ökobilanzstudie die Umweltwirkungen von Silphie-Papier und verglich dieses mit denen von Papier aus gebleichtem beziehungsweise ungebleichtem Zellstoff. Qualitativ unterscheiden sich beide Papiertypen nicht voneinander, beide lassen sich zu Verpackungen weiterverarbeiten und bedrucken. Silphie-Papier eignet sich darüber hinaus für Verpackungen mit direktem Lebensmittelkontakt. Papiere und Karton auf Basis von Silphie-Fasern können zudem über den Recycling-Kreislauf zu neuem Papier verarbeitet werden. Bei der Herstellung beider Materialien wird ein Teil der Biomasse energetisch zur Biogaserzeugung genutzt.

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