Ein guter Ort im Osten für Kunst und Kultur

Tag der Regional- und Heimatgeschichte am Sonnabend in Marzahn-Hellersdorf

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Berühmte und weniger berühmte Künstler, die im Siedlungsgebiet von Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf gelebt haben, stehen im Mittelpunkt des Tages der Regional- und Heimatgeschichte an diesem Sonnabend. Seit 1987 gibt es diese Veranstaltungsreihe, die von der Bezirkschronik Hellersdorf als »Tag der Denkmalpflege und Heimatgeschichte« ins Leben gerufen wurde. Seit der Bezirksfusion findet jedes Jahr im November der Tag der Regionalgeschichte statt. In diesem Jahr stehen Kunst und Kultur auf dem Programm.

So beschäftigt sich der Mahlsdorfer Ortschronist Harald Kintscher unter dem Thema »… schließlich wurde das Haus am Hultschiner Damm … mein ersehnter Traum« mit Kunst und Künstlern in Marzahn-Hellersdorf. 25 Künstler stehen auf seinem Manuskript. Darunter der ehemalige Mahlsdorfer Pfarrer Paul Rohrlach, der den örtlichen Kirchenchor gegründet hatte. Oder Marie Luise Nellesen, die den Mahlsdorfer Frauenchor ins Leben rief, einige Jahre lang den Mahlsdorfer Männerchor leitetet und schließlich den Marzahner Kammerchor gründete.

Mitglieder des Heimatvereins rücken andere Künstler ins Licht der Öffentlichkeit. So hat Dr. Christa Hübner über Friedrich von Canitz geforscht und stellt ihn als Gutsherren, Diplomaten und Poeten vor. Die Kaulsdorfer Ortschronistin Karin Satke beschäftigt sich mit Hans Füssel, einem Bildhauer, Metallgießer und Poeten aus Kaulsdorf-Süd.

Weitere Vorträge befassen sich mit dem Schauspieler Eduard von Winterstein und mit dem Komponisten Kurt Schwaen, der vor wenigen Tagen verstorben ist. Die Kaulsdorfer Journalistin Maria Moese möchte an den Schriftsteller Jurek Becker erinnern, der viele Jahre lang in der Wilhelm-Blos-Straße in Mahlsdorf-Süd unweit des Hultschiner Damms gewohnt hat. Anfang der 60er Jahre arbeitete Becker als Drehbuchautor für die DEFA. In Mahlsdorf entstand sein erster Roman »Jakob der Lügner«. 1977 verließ er die DDR, nachdem er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestiert hatte. Er wurde Gastprofessor in den USA und schrieb für seinen Freund Manfred Krug die Fernsehserie »Liebling Kreuzberg«.

Maria Moese möchte an den Freund Jurek Becker erinnern, »der täglich morgens mit seinem Wartburg aus Mahlsdorf« nach Kaulsdorf kam, um mit Maria und Willy Moese über die Verhältnisse im Land zu diskutieren, »das er und sein Vater sich ausgesucht hatten als Neubeginn für ein menschenwürdiges Leben mit kommunistischen Idealen«, berichtet die Journalistin. »Das Schönste aber bei den morgendlichen Besuchen kam immer zum Schluss, da erzählte er neue Witze, meist jüdische, keiner konnte es so gut wie er.«

Der Marzahner Hans Hübner beschäftigt sich mit dem spanischen Maler und Grafiker Josep Renau, der in Mahlsdorf-Süd lebte und in diesem Jahr sowohl seinen 100. Geburtstag als auch seinen 25. Todestag hatte. Sowohl Jurek Becker als auch Josep Renau haben es verdient, dass an ihrem Wohnort eine Straße nach ihnen benannt wird, meinen die Veranstalter und wollen für diese Idee werben – am Tag der Regional- und Heimatgeschichte.

17. November, 10 bis 16 Uhr, Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, Eintritt kostenlos. Weitere Informationen unter Tel.: 44 32 15 80

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