- Berlin
- Wahlen
Mit Lichtern Gesicht zeigen gegen die AfD
Laternenumzug zwei Tage vor der Oranienburger Bürgermeisterstichwahl
Am kommenden Sonntag entscheidet sich in Oranienburg, ob ausgerechnet in der Stadt der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen die AfD erstmals eine Bürgermeisterwahl im Land Brandenburg gewinnen kann. Bei 28,1 Prozent der Stimmen, die AfD-Kandidatin Anja Waschkau am 28. September erhalten hatte, geht sie jetzt mit neun Prozentpunkten Vorsprung auf Jennifer Collin-Feeder (SPD) in die Stichwahl.
Waschkau ist Betriebsrätin bei einem internationalen Großkonzern. Die 39-Jährige äußerte sich im Wahlkampf vergleichsweise moderat. Die für ihre Partei typischen Phrasen hat sie kaum gedroschen. Wenn sie sich zum Beispiel bei einem Wahlforum des Jugendbeirats der Stadt gegen Windräder in Wäldern aussprach, so fügte sie auf Nachfrage hinzu, dass sie gegen Solaranlagen auf Dächern nichts einzuwenden habe. Sozialdemokratin Collin-Feeder ist 40 Jahre alt und momentan Vizebürgermeisterin in Velten. Sie arbeitete früher für die Landesregierung, unter anderem an der Umsetzung des Handlungskonzepts »Tolerantes Brandenburg«.
Es gibt die Befürchtung, dass Waschau das Rennen machen könnte. Angesichts dessen ist für diesen Freitag eine Kundgebung mit anschließendem Laternenumzug geplant. Das Motto lautet: »Oranienburg zeigt Gesicht – mit Licht!« Losgehen soll es um 16.45 Uhr mit Musik auf dem Schlossplatz. Um 18.30 Uhr soll der Laternenumzug starten. Die Teilnehmer werden gebeten, Lampions oder Taschenlampen mitzubringen.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Am Schlossplatz sitzt die Stadtverwaltung. Dort zu finden ist das Büro von Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos), der nach acht Jahren im Amt gehen muss. Er ist mit 13,2 Prozent der Stimmen ebenso nicht in die Stichwahl gekommen wie Stefanie Rose (Linke) mit 16,3 Prozent. »Oranienburg steht mit der Gedenkstätte Sachsenhausen in besonderer Verantwortung für eine lebendige Erinnerungskultur«, heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter der Kundgebung. Das Erinnern an die Vergangenheit sei untrennbar verbunden mit der Gestaltung der Zukunft.
Es sei extrem wichtig, am Sonntag wählen zu gehen, erklärt Mitinitiator Max Heiduk. »Mit dieser Aktion wollen wir zeigen: Oranienburg ist und bleibt eine offene, vielfältige und tolerante Stadt.«
Gedenkstättenleiter Axel Drecoll zeigt sich dankbar für die zivilgesellschaftliche Initiative. Im KZ Sachsenhausen habe die SS Häftlinge »weggesperrt, gequält und umgebracht«. Es sei daher gerade in Oranienburg wichtig, ein Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung zu setzen. Der Aufruf zur Kundgebung wird getragen von Eltern gegen Rechts, evangelischer Kirchengemeinde, Internationalem Sachsenhausen-Komitee, Kreisjugendring und Nordbahngemeinden mit Courage, der Gedenkstätte Sachsenhausen und anderen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.