»Heldengedenken« ohne Soldaten

Bundeswehr untersagt Uniformierten Teilnahme an Trauer auf Garnisonsfriedhof

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Reservemajor Armin Brenker schweigt. In seiner Funktion als Vizepräsident des »Rings Deutscher Soldatenverbände Berlin« ist er zwar Veranstalter der jährlichen öffentlichen Gedenkveranstaltung zum so genannten Volkstrauertag auf dem Garnisonsfriedhof in Neukölln, mit den Medien möchte er jedoch nicht sprechen. Im Jahr zuvor hatte Brenker noch die Teilnahme rechtsextremer Parteien und Mitglieder militanter Kameradschaften mit den Worten gebilligt, »jeder darf hier Kränze niederlegen«. Doch in diesem Jahr ist alles ein wenig anders.

An der Feier, zu der gestern rund 150 Menschen gekommen sind, nehmen zwar wieder Rechtsextreme teil, die obligatorische gemeinsame Kranzniederlegung von Reservistenverbänden und Rechten entfällt jedoch, sodass die Kränze der DVU, des »Stahlhelms« sowie anderer rechtsextremer Organisationen am Ende alleine an dem zentralen Gedenkkreuz liegen. Zudem sucht man Bundeswehrsoldaten in Uniform in diesem Jahr vergeblich. Weder ein Trompeter noch die Betreuung der ausländischen Militärattachés wurden diesmal von der Armee übernommen.

»Die Teilnahme von Soldaten der Bundeswehr ist durch das Standortkommando Berlin untersagt worden«, klärt die Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Ulla Jelpke, auf. Dies habe die Bundesregierung auf Anfrage erklärt, so Jelpke. Dass der Veranstaltung damit der offiziöse Charakter genommen wird, dürfte nicht zuletzt dem gemeinsamen Engagement antifaschistischer Gruppen und der LINKEN geschuldet sein.

Auch in diesem Jahr haben sich vor dem Friedhof wieder 150 Demonstranten zusammengefunden, um gegen das »Heldengedenken« zu protestieren. Sie halten Schilder hoch, auf denen ein Gedenkkranz durchgestrichen ist, und pfeifen mit Trillerpfeifen. »Wir sind zwar zu Beginn des Heldengedenkens vom Eingang weggeschubst worden und die Polizei hat versucht, unseren Lautsprecherwagen abzuschirmen«, sagt die Organisatorin Martje Reichelt vom gedenkpolitischen Rechercheteam, dennoch sei man mit der Aktion zufrieden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal