Asylbewerber ins »Dschungelheim«

Umzug in alte russische Militärbaracken in einem Waldstück nahe des Örtchens Bahnsdorf

  • Tim Zülch
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist amtlich: Ein Waldstück, knapp zwei Kilometer vom 300-Seelen-Örtchen Bahnsdorf entfernt, wird für 30 Asylbewerber das neue Zuhause sein. Das Ambiente des »Dschungelheimes« ist alles andere als einladend: Ehemalige sowjetische Militärbaracken stehen lose angeordnet auf dem durchgeweichten Rasen. Ein massives Eisentor und ein ehemaliger Wachturm markieren das Gelände. Hinter den Baracken hängen Schilder: »Achtung Munitionsreste. Lebensgefahr!« Allen Protesten zum Trotz fand gestern der Umzug der Bewohner aus dem Asylbewerberheim Sedlitz nach Bahnsdorf statt. Die Asylbewerber hatten mit Unterstützung des Flüchtlingsrates, der Flüchtlingsinitiative und der Kreistagsabgeordneten der Linkspartei Viola Weinert wochenlang gegen den Umzug protestiert. Erst gestern waren jedoch Klagen der BewohnerInnen wegen Unzumutbarkeit der Bedingungen in Bahnsdorf vom Verwaltungsgericht Cottbus abgewiesen worden. Punkt zehn Uhr stand dann der Umzugswagen bereit. Wer das Heim in Sedlitz nicht bis 13 Uhr verlasse, mache sich strafbar, schrieb die Ausländerbehörde den BewohnerInnen. Dennoch waren nur wenige BewohnerInnen anwesend. Der Großteil zog es vor, nicht zu erscheinen, und brachte so stummen Protest zum Ausdruck. Die nicht Erschienenen haben jetzt bis zum 17. Dezember Zeit, ihr Hab und Gut abzuholen.

Immer wieder versuchte Landrat Georg Dürschmidt in den letzten Wochen, das Heim in gutem Licht darzustellen. Man wolle nur das Beste für Flüchtlinge. Bahnsdorf habe zum Teil sogar bessere Bedingungen als Sedlitz, hieß es. Für Kay Wendel vom Flüchtlingsrat reiner Hohn. In einem Brief an das Verwaltungsgericht schreibe das Landratsamt geradezu gegensätzlich, dass die »Abschreckung nicht wirklich politisch Verfolgter« einer der Hauptgründe für die Heimunterbringung sei. Der Flüchtlingsrat will nun die Asylbewerber ermuntern, Anträge auf Wohnungen zu stellen. Die Unterbringung in Wohnungen statt in Heimen sei billiger und menschlicher.

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