- Politik
- Afghanistan
Schröder gegen Führungsrolle
Bundeswehr mit aktuellen Auslandseinsätzen an der Grenze der Belastbarkeit
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat bei seinem Besuch in den USA eine deutsche Führungsrolle in der internationalen Afghanistan-Schutztruppe abgelehnt.
Washington/Kabul (dpa/Reuters/ND). Die Bundeswehr könne bis auf weiteres eine solche schwierige Aufgabe aus personellen und materiellen Gründen nicht erfüllen, sagte Schröder am Donnerstag in Washington. Er erklärte die deutsche Bereitschaft, bei der Neuorganisation der afghanischen Polizei und beim zivilen Aufbau stärker als geplant zu helfen. In der Kanzlerdelegation hieß es, mit derzeit acht Auslandseinsätzen an verschiedenen Orten habe die Bundeswehr die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Deutschland werde sich jedoch weiter im Rahmen seiner Möglichkeiten auch militärisch in der Anti-Terror-Koalition engagieren. Unterdessen hat die Bundeswehr am Donnerstag ihr Nachschublager im Süden Usbekistans für die Versorgung der deutschen Soldaten im benachbarten Afghanistan verstärkt. Drei Transall-Transportflugzeuge sowie ein Militär-Airbus landeten in der Nacht mit 36 Soldaten an Bord auf dem Militärflughafen in Termes, wie der deutsche Verteidigungsattaché Volker Bergander in der usbekischen Hauptstadt Taschkent mitteilte. Von Termes aus will die Bundeswehr Lebensmittel und Ersatzteile in das 350 Kilometer entfernte Kabul fliegen. Im Gegensatz zu den Standorten in Afghanistan gilt der Lufttransport-Stützpunkt Termes als militärisch völlig sicher. Die Bundeswehr will insgesamt 150 bis 200 Mann im Süden der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik stationieren. In der Nacht zum Freitag sollten weitere 90 Soldaten vom Flughafen Köln/Bonn nach Termes fliegen. In Afghanistan haben indes die Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen um die im Südosten gelegene afghanische Provinzhauptstadt Gardes am Donnerstag nach Augenzeugenberichten an Intensität zugenommen. Es hieß, an mehreren Stellen der Stadt werde gekämpft. Beide Seiten setzten Raketen, Granatwerfer und Artillerie ein. Gardes ist die Provinzhauptstadt von Paktia. Afghanistans Regierungschef Hamid Karzai hatte zuvor die UNO gebeten, den Auftrag der internationalen Schutztruppe ISAF auszuweiten und diese auch außerhalb Kabuls einzusetzen. Nach einer Meldung der afghanischen Nachrichtenagentur AIP kamen bei den seit Mittwoch anhaltenden Gefechten 38 Menschen ums Leben. Einwohner berichteten, die von Feldkommandeur Hadschi Saifullah geführten Kämpfer hätten eine Festung oberhalb der Stadt sowie das Polizeihauptquartier und das Regierungsgebäude eingenommen. Die Kräfte des von der Übergangsregierung eingesetzten Padschah Chan Sadran würden sich im Westen der Stadt sammeln. Sie hielten noch das Gefängnis. Die US-Armee leitete nach Angaben von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eine Untersuchung zu Berichten ein, wonach US-Soldaten bei einem Angriff am vergangenen Donnerstag nördlich von Kabul irrtümlich 18 Anti-Taleban-Kämpfer getötet hätten. Aus afghanischen Sicherheitskreisen verlautete, örtliche Stammesangehörige hätten die US-Soldaten bewusst falsch informiert und seien so verantwortlich für den Tod Unschuldiger. Nach einem Bericht der »Washington Post« haben die USA-Sicherheitsbehörden intern eine Warnung vor neuen Anschlägen herausgegeben. In einem Geheimdienstbericht würden sechs mögliche Ziele aufgelistet, darunter auch ein Atomkraftwerk, berichtete die Zeitung. Dank der in Afghanistan sicher gestellten Unterlagen hätten bereits drei geplante Anschläge vereitelt werden können. Afghanistans Übergangspremier Karzai hat den britischen Premierminister Tony Blair am Donnerstag in London nicht dazu bewegen könne...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.