Die Roland-Kaserne schließt

Brandenburg/Havel nach über 300 Jahren nicht mehr Garnisonsstadt

  • Lesedauer: 2 Min.

Brandenburg/Havel (dpa/ND). Für Brandenburg an der Havel endet morgen eine Ära: Die Stadt ist dann nach mehr als 300 Jahren nicht länger Garnison. Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) wird den Schlüssel für die Roland-Kaserne in der Upstallstraße entgegennehmen. Zuletzt war dort das Panzergrenadier-Bataillon 421 stationiert.

Die Schließung der Kaserne ist Teil der Sparmaßnahmen des Verteidigungsministeriums. Bemühungen der Stadt, den Termin bis 2010 hinauszuzögern, um Zeit für die Nachnutzung zu gewinnen und Investoren anzuwerben, scheiterten. Das Verteidigungsministerium will bis 2010 bundesweit 104 von 496 Standorten schließen, davon fünf mit Grenadieren. An anderen Standorten seien mehr Soldaten stationiert und die Übungsmöglichkeiten besser, lautet die Begründung. Der Katastrophenschutz in der Region soll künftig von Havelberg in Sachsen-Anhalt aus mit sechs Pionierpanzern unterstützt werden. Brandenburger Grenadiere hatten zum Beispiel während des vorerst letzten Elbehochwassers in der Prignitz Sandsäcke vollgeschippt.

Brandenburg ist seit 1643 Garnisonsstadt. In der Roland-Kaserne dienten zuletzt 850 Soldaten, davon 21 Offiziere und 225 Unteroffiziere sowie 150 zivile Angestellte. Die Soldaten werden auf andere Posten versetzt und wenn nötig umgeschult. Ein Teil von ihnen war seit 2005 auch im afghanischen Kabul eingesetzt.

Mit Blick auf den umstrittenen Auslandseinsatz gebe es bei der Linkspartei kein Bedauern über den Abzug der Truppe, bestätigte der Stadtvorsitzende René Kretzschmar. Jedoch bekannte der Stadtverordnete Matthias Osterburg, man sehe auch, dass die Aufgabe der Roland-Kaserne gerade damit zusammenhänge, dass die Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee zu einer weltweit agierenden Streitmacht umgeformt werde.

Seit 1990 investierte die Bundeswehr auf dem Areal rund 53 Millionen Euro. Das Bataillon verfügte über 90 gepanzerte und 139 normale Fahrzeuge. Von der Schließung des Standortes sind auch Einzelhändler, Vermieter und Handwerker betroffen. Stadt, Bund und Land sollen in einer Arbeitsgruppe Konzepte zur Nachnutzung des Geländes entwerfen. Zwar gibt es angeblich Interessenten, die die Anlage kaufen möchten, aber bislang nannte der Bund keinen Preis.

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