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Zapfenstreich für Ruhe und Ehre

Aus dem Weihnachtskalender im Ephraim-Palais

  • Lesedauer: 3 Min.

Bis zum 24. Dezember öffnen Kinder der Fröbel-Kita Schatzinsel im Ephraim-Palais täglich – und an den Wochenenden im Voraus – eine Tür des stadtgeschichtlichen Weihnachtskalenders, den Kuratorin Silvia Thyzel und Museumspädagogin Helma Hörath von der Stiftung Stadtmuseum Berlin erdachten. Für ND-Leser gibt es dazu exklusiv die Enthüllung einer Episode.

20. Dezember

Wussten Sie, dass erstmals 1596 mit einem Zapfenstreich die Nachtruhe in den Soldatenquartieren angezeigt wurde?

Der Zapfenstreich war ein militärisches Signal, das mit der Trommel, dem Horn oder der Trompete gegeben wurde. Es zeigte den Beginn der Nachtruhe an. Ohne besondere Erlaubnis durften sich danach Soldaten in den Straßen der Stadt nicht mehr zeigen.

Laut Duden-Herkunftswörterbuch ist der Zapfenstreich ein Schlag (Streich) auf den Zapfen des Fasses, mit dem das Ende des Ausschanks mitgeteilt wurde. Noch heute wird dieser traditionelle Begriff für die beginnende Nachtruhe in Heer und Luftwaffe verwendet. Der Zapfenstreich ist in der Bundeswehr auf 23 Uhr und während der Allgemeinen Grundausbildung auf 22 Uhr festgelegt.

Der Große Zapfenstreich wird zur Ehrung hoher Persönlichkeiten vorgenommen. Er geht in seiner heutigen Form auf das Zeremoniell zurück, das der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. anordnete, als dieser am 12. Mai 1838 die preußische Hauptstadt besuchte. Es war der erste Große Zapfenstreich in Berlin.

Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) und vor allem unter dem prunksüchtigen ersten Preußenkönig Friedrich I. (1657-1713) war es bei Feierlichkeiten üblich, Musik nicht nur am Hofe, sondern auch in den Regimentern einzusetzen. Dafür standen eine Hofkapelle und ein Hoftrompeterkorps sowie zahlreiche Musiker in den Stäben der preußischen Infanterie zur Verfügung. Als ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) auf den Thron folgte, änderte sich das.

Der Soldatenkönig reduzierte die Ausgaben für Wissenschaft und Kunst auf ein Minimum. Die finanziellen Mittel wurden für den Aufbau eines starken Heeres benötigt. Sowohl die Hofkapelle als auch das Hoftrompeterkorps löste er 1713 auf. Nur die Trompeter behielt er im Dienst und ließ sie auf das Heer verteilen.

Aus einem Kabinettsschreiben von 1735 geht hervor, dass der König befahl, Jungen aus dem Militärwaisenhaus in der Musik zu unterweisen. Denn das wachsende Heer benötigte zum Marschieren sowie für Signale im Lager und im Feld Pfeifer und Tambours, Trompeter und Pauker. Unter Friedrich II. (1712-1786) wurde der Marschmusik wieder größere Aufmerksamkeit gewidmet. Er selbst hatte ja den E-Dur-Marsch komponiert. Für den Konzertmeister vermerkte er: »... keine Mittelstimmen, nur bitte Trompete zusetzen ...«.

Durch die nationale Stimmung in den Befreiungskriegen gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts nahm die Militärmusik einen großen Aufschwung. Auch für die in dieser Zeit entstandene Sportbewegung von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) spielten Musik und Rhythmus keine untergeordnete Rolle.

Die Funktion der Militärmusik für das Heer wurde durch eine umfassende Reform im 19. Jahrhundert verändert. Dabei wurde das Instrumentarium erweitert und das Repertoire allmählich durch Bearbeitungen aus Opern, Operette und Konzertsaal ergänzt.

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