Michael Neumayer fliegt aufs Podest

Schlierenzauer souverän / Sven Hannawalds Vierfachtriumph überlebt auch das Jahr 2008

  • Günter Berg
  • Lesedauer: 3 Min.

Die deutschen Skiadler können doch noch richtig gut fliegen. Der Berchtesgadener Michael Neumayer sorgte nach längerer Pause für ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer in Garmisch-Partenkirchen. Was kaum einer der 25 000 Fans erwartet hatte, Neumayer landete als Dritter auf dem Siegerpodest. Nachdem er im ersten Durchgang mit 131,5 m für eine ordentliche Hausnummer gesorgt hatte, zog er im zweiten Sprung das Höhenruder noch schärfer an und landete bei unglaublichen 135,5 m.

Nur der österreichische »Zauberlehrling« und Tagessieger Gregor Schlierenzauer flog auf die neue Schanzenrekordweite von unglaublichen 141 m. Bereits im ersten Durchgang war die Finn-Air mit Starpilot Janne Ahonen durchgestartet. Für Ahonen wurden 139 m vermessen. Der 30-Jährige löschte damit den Schanzenrekord von Martin Schmitt (135,5 m) locker aus. Exakt auf Schmitts Rekordweite flog auch Michael Neumayer. In der Wertigkeit muss Neumayers Supersatz aber höher eingestuft werden. Bei Schmitts Rekordsprung hatte die Jury einen weit längeren Anlauf gestattet.

Solche Details interessierten den Bayern Neumayer gestern überhaupt nicht. »Ich ernte jetzt den Lohn für die unglaubliche Schufterei im Sommer. Ich habe jeden Tag geschwitzt und geschwitzt. Es zahlt sich aus.« Über seinen zweiten Sprung geriet der Schanzen-Aufsteiger selbst ins Schwärmen: »Der Sprung war absolut top. Wenn mir solche Sprünge gelingen, kann ich in der Weltspitze mitspringen.« Der Wirtschaftsstudent von der Kemptner Fachhochschule hofft nun: »Mein guter Platz gibt sicher der gesamten Mannschaft Auftrieb. Eine gute Platzierung motiviert die Trainer und meine Mannschaftskameraden. Die sehen alle, es geht doch.«

Bundestrainer Peter Rohwein konnte nach Tagen der Sorgenfalten wieder richtig lachen: »Ich hätte es für einen Silvesterscherz gehalten, wenn mir am Montag ein gesagt hätte, der »Michi« springt zweieinhalb Meter weiter als Thomas Morgenstern. Diesen Erfolg nehmen wir jetzt mit auf die weitere Tournee. Sicher werden davon Martin Schmitt und auch Michael Uhrmann profitieren.«

Im Falle Michael Uhrmanns kann man geteilter Meinung sein. Dem bisherigen deutschen Vorzeigeadler fehlt einfach die athletische Grundsubstanz. Der Trainingsausfall nach dem Fußbruch im vergangenen Februar ist einfach noch nicht wieder ausgeglichen. Nach kurzem Aufflackern mit einem sechsten Rang beim Weltcup in Engelberg (Schweiz) scheinen die Körner im Moment alle zu sein. Uhrmann war sich gestern auch nicht sicher, ob er im Tournee-Zirkus bleibt oder wegen des Formaufbaus lieber im heimatlichen Ruhpolding im Kraftraum verschwindet.

Einen Traum musste auf der neuen Schanze von Garmisch-Partenkirchen der österreichische Adler Thomas Morgenstern begraben. Der Rekord von Sven Hannawald von 2002 mit vier Siegen bei vier Springen bleibt unangetastet.

1. Springen in Oberstdorf: 1. Morgenstern 295,9 Pkt. (136,5/141,5 m), 2. Schlierenzauer (beide Öst) 280,7 (1360/130,5), 3. Ahonen (Fin) 279,0 (130,5/137), 4. Hilde (Nor) 277,9 (133/132,5), 5. Ammann (Swz) 269,9 (129/131,5), 6. Loitzl (Öst) 269,4 (134,5/126), 7. Neumayer (Berchtesgaden) 259,5 (131,5/128,5), ... 11. Schmitt (Furtwangen) 252,6 (127,5/124,5), 27. Späth (Oberstdorf) 222,9 (118/120), 30. Freund 208,7 (117,5/114), 35. Uhrmann (beide Rastbüchl) 109,8 (118,5), 40. Hocke (Schmiedefeld) 108,0 (117,5), 49. Musiol (Zella-Mehlis) 95,1 (112,0).

2. Springen in Garmisch: 1. Schlierenzauer 274,4 (132/141), 2. Ahonen 272,7 (139/135), 3. Neumayer 258,6 (131,5/ 135,5), 4. Koudelka (Tsch) 256,7 (132/ 132), 5. Malysz (Pol) 256,6 (133/131,5), 6. Morgenstern 256,0 (129,5/133), ... 19. Schmitt 227,5 (124,5/125,5), 30. Späth 209,7 (122,5/119), 32. Hocke 106,7 (121,5), 38. Michael Uhrmann 104,4 (120,5); 48. Felix Schoft (Partenkirchen) 96,5 (117,5).

Gesamtwertung: 1. Schlierenzauer 555,1 Pkt., 2. Morgenstern 551,9, 3. Ahonen 551,7, 4. Hilde 529,6, 5. Neumayer 518,1, 6. Ammann 517,3, ... 16. Schmitt 480,1, 21. Späth 432,6, 40. Hocke 214,7, 41. Uhrmann 214,2, 44. Freund 208,7.

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