Neuer Akkord des Schach-Mozarts

Carlsen und Aronjan Sieger beim Turnier der Weltelite in Wijk aan Zee

  • Dagobert Kohlmeyer, Wijk aan Zee
  • Lesedauer: 2 Min.
Zwei Sieger: Magnus Carlsen ...
Zwei Sieger: Magnus Carlsen ...

Magnus Carlsen (Norwegen) und Lewon Aronjan (Armenien) heißen die Sieger des Schachturniers der Weltelite in Wijk aan Zee (Niederlande). Mit jeweils 8,0 Punkten aus 13 Partien verwiesen sie die starke Konkurrenz auf die nächsten Plätze. Der Armenier Aronjan mit Wohnsitz in Berlin wiederholte damit seinen Erfolg aus dem vorigen Jahr.

Einen halben Punkt hinter den beiden Gewinnern wurde Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) Dritter. Er hatte zu Beginn eine Niederlage kassiert und danach seine Aufholjagd gestartet.

Die meisten Schlagzeilen aber machte im holländischen Schachmekka einmal mehr der Norweger Magnus Carlsen. Der 17-jährige Großmeister führte etliche Runden vor den etablierten Stars und fügte am vorletzten Spieltag keinem Geringeren als dem russischen Exweltmeister Wladimir Kramnik eine empfindliche Niederlage bei. Mit den schwarzen Steinen und in gleicher Stellung zauberte der »Mozart des Schachs«, wie die Washington Post ihn bezeichnete, scheinbar aus dem Nichts einen unwiderstehlichen Angriff aufs Brett. Als Carlsens b-Bauer nach vorn preschte, streckte der Russe die Waffen.

Es war nicht die einzige Verlustpartie Kramniks, der diesmal nur Siebenter wurde. Der Russe verlor ein spektakuläres Spiel gegen Veselin Topalow (Bulgarien) und musste im prestigeträchtigen Duell der letzten Runde sechs Stunden lang die Angriffe von Anand abwehren, ehe der Punkt geteilt wurde. Hätte der Inder die Verteidigung seines Gegners geknackt, wäre er noch zu den beiden Spitzenreitern aufgeschlossen.

Anand und Kramnik spielen ab 11. Oktober ihr WM-Match in Bonn und werden sich vorher bei großen Events möglichst aus dem Weg gehen. So fehlt Kramnik beim nächsten Kräftemessen der internationalen Spitzenklasse des Schachs, das Mitte Februar in Morelia (Mexiko) beginnt und in Linares (Spanien) fortgesetzt wird. Aber die Hälfte des Feldes von Wijk aan Zee begegnet sich dort wieder, darunter Weltmeister Anand sowie die Sieger Aronjan und Carlsen.

Dass die »jungen Wilden« die Großen längst das Fürchten lehren, zeigte auch der überlegene Sieg des 15-jährigen Italieners Fabiano Caruana im C-Turnier von Wijk aan Zee. Dort hatte Magnus Carlsen vor drei Jahren ebenfalls erste internationale Meriten gesammelt. Inzwischen spielt der »Schach-Mozart« eine hervorragende Geige im Konzert der Großen.

Endstand: 1. Carlsen (Nor) und Aronjan (Arme) je 8,0 Punkte, 3. Anand (Ind) und Radjabow (Aserbaid) je 7,5, 5. Iwantschuk (Ukr) und Leko (Ung) je 7,0, 7. Kramnik (Rus) und Adams (Eng) je 6,5, 9. Topalow (Bul), Polgar (Ung) und Mamedjarow (Aserbaid) je 6,0, 12. Eljanow (Ukr), Gelfand (Isra) und van Wely (Nie) je 5,0.

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