Reden die dort über Kunst, übers Wetter?

Die Galerie am Gendarmenmarkt zeigt 47 Arbeiten der Bildhauerin Sarah Esser

  • Almut Schröter
  • Lesedauer: 2 Min.

Ihre Gipskörper wirken angespannt. Das Gegenüber scheint beim Zuhören Argumente zu sammeln oder Erfahrungen in Erinnerung zu rufen. Reden die dort über Kunst oder übers Wetter? Egal. Sie gehen jedenfalls aufeinander ein bei der »Conversation« von Sarah Esser.

Die Galerie am Gendarmenmarkt zeigt Zeichnung, Relief und Plastik der jungen Bildhauerin. Erstmals hat sich der Kunstort auf eine Dreißigjährige eingelassen und beschreibt sie seriös fachbetont in der figürlichen Tradition stehend. Vor allen ihren Plastiken gab die Künstlerin etwas von innerer Heiterkeit mit. Vorübergehende in der Taubenstraße fühlen sich möglicherweise auch dadurch zu einem Rundgang durch den Ausstellungsraum verführt. Mancher betuchte Tourist konnte nicht widerstehen und kaufte sich sogar ein größeres der 47 hier platzierten Esser-Kunst-Stücke fürs Anwesen. So etwas kann für junge Künstler nur gut sein. Den Nur-Betrachtern entgeht nichts. Die Arbeiten bleiben bis zum Ende der Schau in der Galerie zu bewundern.

Zum Studium bewegte sich Sarah Esser nach der Schule ohne Umwege nach Frankreich. Am Institut de la Langue et de Culture Française Paris beschäftigte sie sich ein Jahr intensiv mit Sprache und Kunstgeschichte des Nachbarlandes. 1997 ging sie an die Sorbonne. Typisch an ihrer weiteren Ausbildung sind Grenzüberschreitungen mit Berührungspunkten zu Druckgrafik, Architektur, Fotografie. 1999 kam sie nach Berlin, um ihr Wissen an der Kunsthochschule Berlin zu erweitern. Nach einem folgenden Italienstudienaufenthalt kehrte sie 2003 an die Spree zurück.

In Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland stellte die Künstlerin bereits aus und blieb wach auf weiterer Darstellungssuche. Während ihre Reliefs den Übergang zwischen Ruhe und Bewegung zeigen, spiegeln sich in ihrer Zeichnung von Männerakten unterschiedliche Stimmungen wider. Zuweilen lassen sie eine amüsierte Betrachtungsweise des »Objekts« erkennen wie bei »Sonntagssocken« von 2008. Die Treppen der zweietagigen Galerie hinab, finden sich wiederum Zeichnungen mit Distanz zu einem völlig mit sich zufriedenen Mann. Es lohnt trotzdem der Weg nach unten. Dort wartet die 1,15 Meter hohe Plastik »Tobias«. Völlig gelassen.

Bis 9.3., Mi.-So. 14-20 Uhr, Galerie am Gendarmenmarkt, Taubenstraße 20, Mitte

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