Spurensuche in der NS-Geschichte

Aus einem Projekt mit einem Überlebenden der Shoa machten Berliner Schüler ein Buch

  • Henson Stehling
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Aus einem bemerkenswerten Projekt wurde im Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin ein Buch: Schüler des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin haben über vier Jahre hinweg einen heute 87 Jahre alten Überlebenden der Shoa zu seiner Geschichte befragt. Herausgekommen ist dabei nicht nur ein bemerkenswertes Schulprojekt, sondern auch ein Buch.

Die Schüler und »ihr Opa«: Rolf Joseph inmitten der Berliner Gymnasiasten, die sein (Über-)Leben in einem Buch festgehalten haben.
Die Schüler und »ihr Opa«: Rolf Joseph inmitten der Berliner Gymnasiasten, die sein (Über-)Leben in einem Buch festgehalten haben.

Religionslehrers Albrecht Hoppe gelangte vor vier Jahren zu einer bitteren Erkenntnis: Der detaillierte Umgang mit dem Thema Nationalsozialismus sorgte bei vielen Schülern für Desinteresse. Ein begreifbares Erlebnis musste her. Hoppe besuchte mit seinen Schülern die Synagoge in der Pestalozzistraße. »Ich kann auch zu Ihnen in die Schule kommen, wenn Sie mehr wissen wollen«, bot dort überraschend ein weißhaariger alter Mann dem Lehrer und seinen Schülern an. Gesagt, getan.

Wenig später berichtete Rolf Joseph in der Religionsstunde an dem Wilmersdorfer Gymnasium aufmerksamen Zuhörern aus seinem Leben: Flucht vor der SS, als er gerade zufällig nach Hause kommt und mit ansehen muss, wie seine Eltern deportiert werden. Monatelang lebt der damals 20-Jährige versteckt mit seinem 19-jährigen Bruder im Wald, am Stadtrand im Tegeler Forst: Ohne Geld, ohne Lebensmittelmarken. In seiner Not spricht er eine wildfremde Dame an, von der er nur weiß, ...


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