Marktwirtschaft schlägt Kapitalismus

Giovanni Arrighi stellt Prognosen für das kommende chinesische Jahrhundert

Wir stehen mitten in der »finalen Krise der US-Hegemonie«. Dies ist die Grundannahme in Giovanni Arrighis neuem Buch »Adam Smith in Beijing«. Die Volksrepublik China werde die USA als weltweite Dominanzmacht genauso ablösen, wie diese in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das britische Empire und dieses wiederum vor 300 Jahren die Niederlande als Hegemonialmacht beerbt habe. Der Autor zweifelt allerdings, ob es sich dabei noch um ein kapitalistisches Zeitalter handeln wird. Diese These hat in den USA bereits zu vielen Diskussionen in der globalisierungskritischen Linken geführt.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war China in kultureller, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht so fortgeschritten, dass der schottische Ökonom Adam Smith gerade das Reich der Mitte als Prototyp für den »natürlichen Fortschritt des Reichtums« ansah. 150 Jahre später hingegen galt es als ärmstes Land der Erde, um nur ein halbes Jahrhundert später als größter Gegenspieler der den Weltmarkt und die Weltpolitik zwar dominierenden, aber krisengeschüttelten und auch politisch zunehmend infrage gestellten USA wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Stellt diese Auf- und Abwärtsdynamik schon für sich genommen einen interessanten Aspekt der »Weltmarktbewegung des Kapitals« (Marx) dar, so muss dies natürlich eine umso größere Relevanz beanspruchen, wenn man eine definitive »Verschiebung des Epizentrums der globalen Ökonomie von Nordamerika nach Ostasien« konstatiert, wie dies der in Baltimore Soziologie lehrende Giovanni Arrighi in seinem ne...


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