»Vom Grenzenlosen eingeschneit«
Vor einem Jahr starb der deutsche Dichter Wolfgang Hilbig
Der Leipziger Lyriker Thomas Böhme schrieb zum Tode von Wolfgang Hilbig: »Die Finsternis/ hat ihre zärtlichste Stimme verloren.« Diese Finsternis, was war das? Das Bergbauschwarz der Meuselwitzer Kohlegegend? Das Schachtloch mit der ausglühenden Asche, in das eines Tages die Transportpferde stürzten und kreischend verbrannten? Das verrußte Kesselhaus, in dem der Heizer Hilbig nachts zwischen den Befeuerungspflichten las und schrieb?
Die Finsternis, das ist die Unfähigkeit zu leben. Es ist der Taumel in Kopf und Gemüt, der entsteht, wenn man meint, in allen Zeiten gleichzeitig zu existieren, in allen Diktaturen, in all jenen Schändlichkeiten aus Spitzeltum und Anpassung, die von System zu System wachsen. Die Finsternis, das ist der Gruß der Untoten, die in unseren Illusionen, das Vergangene aller Unwelten los zu sein, doch unablässig weitergeistern: »Einmal versank mein Fuß in einer breiigen Brühe, als ich ausweichen wollte, waren noch ...
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