Kaum Geld für Gold und Silber

Sponsoren für den Behindertensport zu finden, ist schwer – trotz Erfolgen

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Trainer mit seinem Team
Der Trainer mit seinem Team

König Fußball beherrscht im Moment die Sportwelt. Doch es gibt mehr als das runde Leder – Sportarten, die nicht im Rampenlicht stehen und es deshalb schwer haben, Sponsoren zu finden. Dazu gehört vor allem der Behindertensport. Einer, der sich seit bald 25 Jahren für dessen Aufbau einsetzt, ist Nelson Martinez. In der Hellersdorfer »Villa Pelikan« trainiert der 61-jährige Kubaner schon seit 1992 behinderte Kinder und Jugendliche in einer Judogruppe. Regelmäßig nimmt er mit ihnen an sportlichen Wettkämpfen teil.

Von Montag bis Freitag fahren die Sportler bereits zum vierten Mal zu den Special Olympics, die in diesem Jahr in Karlsruhe stattfinden. Nach den vergangenen drei Wettkämpfen kamen die Hellersdorfer Judoka mit Medaillen behängt zurück. Zehnmal Gold und je viermal Silber und Bronze gehören zu ihrer guten Bilanz. Für die Stadt Karlsruhe sind die Special Olympics die größte Sportveranstaltung im Jahr 2008 – knapp 4900 Aktive und Coaches haben sich angemeldet, davon fast 3600 Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung. Unter ihnen sind auch die 14 Judoka aus Hellersdorf, die als einzige Berliner Judo-Mannschaft an den Start gehen.

Nelson Martinez war 1967 selbst kubanischer Judomeister. Nach seinem Studienabschluss 1986 begann er als Sportlehrer an einer Klinik in Havanna, den Behindertensport aufzubauen. Seit 1980 lebt Martinez in Deutschland. Im Jahr 1992 begann er, Selbstverteidigungskurse für Kinder und Jugendliche zu geben. Daraus wurde bald der Judokurs für geistig Behinderte, der bis heute fortbesteht.

Martinez ist davon überzeugt, dass seine Schützlinge auch bei diesen Wettkämpfen mit sehr guten Ergebnissen abschneiden werden. Große moralische Unterstützung bekämen sie vom Team der Villa Pelikan und vom Regionalteam des Jugendamtes, sagte Martinez. Die Villa ist in Berlin die einzige Stätte, an der Sportler mit geistigen Behinderungen trainieren.

Vor allem das Jugendamt Marzahn-Hellersdorf hat den behinderten Sportlern sehr geholfen, damit sie die Reise nach Karlsruhe überhaupt antreten können. Allein 55 Euro beträgt das Startgeld für jeden Sportler. Martinez bedauert, dass es für den Behindertensport wenig Lobby im Bezirk gibt. »Nur die Linkspartei hat uns bisher unterstützt«, sagte der Trainer. Mit ihrer Hilfe ist zumindest die Versorgung gesichert. »Zwei Eltern begleiten uns auf der Fahrt, die für alle Teilnehmer Frühstück und Abendbrot vorbereiten.« Martinez ist weiter auf der Suche nach Sponsoren und freut sich über jede Hilfe.

Kontakt: Villa Pelikan, Hellersdorfer Straße 27, Telefon: 562 70 27.

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