Seoul/Peking (dpa/ND). »Wir haben nicht die Absicht, in Nordkorea einzumarschieren«, sagte US-Präsident George W. Bush am Mittwoch während seines Besuchs in Südkorea. »Wir sind rein defensiv«, erklärte er in Seoul nach Gesprächen mit seinem südkoreanischen Kollegen Kim Dae Jung. Der US-Präsident, der Nordkorea als Teil einer »Achse des Bösen« bezeichnet hat, warf Pjöngjang aber erneut vor, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln und gleichzeitig das Volk verhungern zuzulassen. Kim begrüßte die Unterstützung seiner Annäherungspolitik zu Pjöngjang durch Bush. »Wir sind einer Meinung, dass das Problem der nordkoreanischen Massenvernichtungswaffen und Raketen zu einem frühen Zeitpunkt durch Dialog gelöst werden muss«, sagte der 76-jährige Friedensnobelpreisträger. Auch am Mittwoch gab es in Seoul Proteste gegen die Nordkorea-Politik der USA. Im Zentrum der Hauptstadt kam es dabei zu Zusammenstößen zwischen Hunderten von Demonstranten und der Polizei.
Vor seiner Weiterreise nach Peking an diesem Donnerstag sagte Bush in Seoul, er wolle in China unter anderem die Religionsfreiheit und die Notwendigkeit für einen Dialog Pekings mit dem Vatikan und dem geistlichen und weltlichen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama, ansprechen. Chinas Regierung forderte unterdessen ein Ende der US-Waffenlieferungen an Taiwan und warnte davor, die Insel mit einer Raketenabwehr auszustatten.
Zugleich forderten mehr als 200 chinesische Systemoppositionelle in einem offenen Brief an Staats- und Parteichef Jiang Zemin, die Fälle politischer Gefangener, ihre Haftbedingungen und medizinische Lage zu überprüfen. China und die USA sollten eine gemeinsame Kommission zur Überwachung der Menschenrechte in der Volksrepublik gründen, wird in dem Brief zudem vorgeschlagen.
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