Trendsetter

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

In ihrem pausenlosen aufopferungsvollen Einsatz für die vom Aussterben bedrohten Sitten und Gebräuche setzen die Deutschen gerade ein neues imposantes Zeichen. Keine Olympiamannschaft bemüht sich so um die Arterhaltung der Randsportarten wie unser Team. Während wir uns in den populären Disziplinen wie Schwimmen, Boxen, Ringen und Radfahren vornehm zurückhalten und den USA oder China großmütig den Vortritt lassen, trumpfen wir in den wahrhaft edlen und erhabenen Wettbewerben beispiellos auf und beweisen damit Geschichtsbewusstsein.

So würdigen die Reiter das heldenhafte Volk der Mongolen, das unter Dschingis Khan mit dem Geländeritt, der Dressur und dem Springturnier sämtliche Bestandteile der Vielseitigkeit erfand, wohingegen die Kanuten den Fellbooten der Inuit und den Rindenbooten der Indianer Nordamerikas ein Denkmal setzen. Die Fechter wiederum stehen in der Tradition der Vier Musketiere, während die Judoka uns an die Selbstverteidigungskurse der Kriminalpolizei erinnern sollen.

Indem unsere Athleten bei diesen Wettbewerben die Goldmedaillen bis zum Abwinken abräumen, leisten sie gleichzeitig eine bessere Werbung für diese noch viel zu unpopulären Disziplinen als IOC, DOSB, Kultusminister und Bundestagssportausschuss zusammengenommen.

Welche Schule verfügt schon über einen Parcours oder eine Kanustrecke, und das in einer Zeit, wo infolge der Energiepreise ohnehin bald die Arbeitnehmer vom Auto aufs Pferd und die Kreuzfahrttouristen vom Luxusliner aufs Kanu umsteigen müssen? Klar ist: Den heute belächelten Randsportarten gehört die Zukunft.

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