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  • Frauen-Geschichte(n)

Maria Arnold

  • Helga Schwarz
  • Lesedauer: 2 Min.

»Besser aufrecht sterben, als gebeugt leben«, schrieb Maria Arnold unter der Überschrift »La Passionaria« in Heft 2/1938 der in Moskau erscheinenden Zeitschrift »Das Wort«. In den Kreisen antifaschistischer Emigranten von Moskau, Prag bis Paris – aber auch in der »Reichsschrifttumskammer« und Gestapo – rätselte man, wer diese Frau sei, die sich nicht nur für die spanischen Freiheitskämpfer so leidenschaftlich engagierte. Rezensionen, Berichte, Prosaarbeiten von ihr erschienen seit 1936 auch in der »Pariser Tageszeitung«, »Internationalen Literatur« und der »Neuen Weltbühne« sowie in Zeitungen der Schweiz.

Maria Arnold, 1901 in Frankfurt am Main geboren und in Berlin aufgewachsen, hieß eigentlich Helene Radó, geborene Jansen (Foto aus H. Schwarz, »Internationalistinnen«). Sie hatte als Pseudonym den Namen ihrer Mutter gewählt, denn ihr Mann war der ungarische Geograph und Kartograph Sandor Radó, der später auch als Leiter einer antifaschistischen Kundschaftergruppe weltweit bekannt wurde (»Dora meldet«). Als die Radós 1933 aus Deutschland emigrieren mussten, gingen sie zunächst nach Frankreich. In Bellevue-Meudon, unweit von Paris, waren sie Nachbarn von Anna Seghers; ihre Kinder spielten miteinander. Im heißen Sommer 1936 übersiedelten Sandor und Lene Radó mit ihren beiden Söhnen und Lenes Mutter nach Genf und etablierten dort die Presseagentur Geopress. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges arbeitete Lene konspirativ an der Seite ihres Mannes für den Generalstab der Roten Armee. Dabei kamen sie in Kontakt mit Ruth Werner (»Sonjas Rapport«).

Lene – oft scherzhaft »die Parteigeschichte auf zwei Beinen« genannt – war bei fast allen revolutionären Ereignissen dabei: als eine der jüngsten Spartakusanhängerinnen und Mitarbeiterin der ersten sowjetrussischen Botschaft in Berlin, als Gründungsmitglied der KPD, im Januar 1919 bei den Kämpfen im Zeitungsviertel von Berlin oder bei den Klassenschlachten 1923. Eine schwere Zeit machte sie auch nach 1945 durch, als Sandor jahrelang verschollen war und sie als »verdächtiges Element« in Frankreich überwacht wurde. Sie resignierte nicht, gründete mit Kollegen die erste französische Gewerkschaft der Übersetzer und knüpfte Kontakte zu Verlagen in der SBZ/DDR. Ab 1955 konnte sie in Budapest wieder an der Seite ihres Mannes leben. Sie verstarb am 1. September 1958.

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