Neuer Hallenwettkampf eröffnet

Die O2-Arena macht den landeseigenen Hallen Konkurrenz / Finanzielle Verluste befürchtet

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Dienstag wird die neue Superarena O2 World am Ostbahnhof eröffnet. In Deutschlands zweitgrößter Halle – nur die Kölnarena hat mehr Plätze – treten an den folgenden Tagen Stars wie Metallica, Herbert Grönemeyer, Coldplay auf, und am 21. September tragen die Basketballer von Alba hier ihr erstes Heimspiel aus. Die hatten bisher ihre Heimstatt in der Max-Schmeling-Halle, die wie das Velodrom dem Land Berlin gehört.

Die Schmeling-Halle verliert damit ihren wichtigsten Mieter, 31 Veranstaltungen fallen allein dadurch weg. Und auch manch andere Attraktion wird künftig nicht mehr in den landeseigenen Hallen, sondern in der neuen Arena des US-Milliardärs Philip Anschutz über die Bühne gehen. Insider fürchten deshalb finanzielle Verluste für Berlin. Das Land alimentiert die beiden Hallen in Prenzlauer Berg, in die jeweils rund 10 000 Zuschauer passen, mit jährlich sieben Millionen Euro. Davon sind 3,2 Millionen Euro Aufwendungsersatz dafür, dass Schulen und Vereine kostenlos trainieren können, weitere 3,7 Millionen erhält der Betreiber Velomax, eine Tochter des Dienstleistungskonzerns Gegenbauer, als Betriebskostenzuschuss. Das deckt insgesamt etwa ein Drittel der Hallenkosten, den Rest muss der Betreiber, dessen Vertrag bis 2015 läuft, durch Kartenerlöse erwirtschaften.

Bei Velomax äußert man sich zu den Folgen der neuen Konkurrenz zurückhaltend. Die seien noch nicht absehbar, so Sprecher Gunther Thiele. Zwar habe man mit Alba Berlin einen Ankermieter verloren, dafür aber die Handballer der Füchse Berlin gewonnen. Außerdem sei man jetzt flexibler, weil man keine Konzerte mehr absagen muss, weil Alba spielt. Und manche Künstler »spielen lieber vor vollem Haus als vor halb leerer Großarena«, macht man sich bei Velomax Mut und verweist ansonsten auf die Gespräche, die es mit dem Senat gebe.

Für Oliver Schruoffeneger, Haushaltsexperte der Grünen, ist klar, dass die neue Hallenkonkurrenz für Berlin teuer werden könnte. Velomax habe einen vertraglichen Nachbesserungsanspruch, wenn ein Ankermieter geht. »Wenn sie mehr haben wollen, kommt man daran nicht vorbei.« Und ob die Füchse Berlin auf Dauer in der Schmeling-Halle heimisch werden, darf bezweifelt werden. Drei Spitzenspiele sind bereits in der O2-Arena gebucht. Schruoffeneger sieht sie deshalb als nächsten Umzugskandidaten. Es sei ein schwerer Fehler des Senats gewesen, den Betreiber der neuen Halle nicht auch die beiden städtischen Hallen managen zu lassen. »Dann wäre uns dieser Veranstaltungskanibalismus erspart geblieben.«

Beim Senat tröstet man sich damit, dass Alba die Schmeling-Halle nicht komplett verlassen hat. Training und Jugendspiele finden weiter in Prenzlauer Berg statt. Sport-Staatssekretär Thomas Härtel räumt zwar ein »gewisses Risiko« durch die neue Situation ein, finanzielle Verluste fürchtet er jedoch nicht. »Die Hallen werden nicht leer stehen«, gibt er sich optimistisch. Man sei nicht nur mit den Füchsen, sondern auch mit den Volleyballern vom SCC Charlottenburg im Gespräch, die bisher in der Sömmeringhalle spielen. Es sei aber immer klar gewesen, dass die öffentliche Hand einen Beitrag zum Betrieb der Hallen leisten muss.

Auch der Senat hofft auf die Sogwirkung der O2-Halle. Deren Großveranstaltungen könnten weitere Interessenten für die kleineren Hallen nach Berlin locken. Härtel: »Die O2-Halle konkurriert mit London und Paris«, also weniger mit Velodrom und Schmeling-Halle.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal