Billebs Bilder von Brandenburg

Ein Fotobuch stellt das Bundesland als einen liebenswerten Landstrich vor

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wenn man zur Ostsee will, muss man durch Brandenburg« – der sarkastische Song des Kabarettisten Rainald Grebe, den er mit der Mundharmonika-Melodie »Spiel mir das Lied vom Tod« einleitet, hat ein Bild von Trostlosigkeit und geistiger Versandung der Mark gezeichnet. In der Satire ist alles erlaubt. Doch Brandenburg ist mehr, viel mehr.

Es gibt unzählige Bilderbücher von und über das Bundesland und seine Menschen, die das Gegenteil belegen, die Brandenburg als lebendige und aufsteigende Region beschreiben. Autor Bernd Siegmund und Fotograf Volkmar Billeb haben sich auf die Reise begeben und nun einen weiteren Farbtupfer eines sehenswerten Bildes über die Mark hinzugefügt. Schlicht und einfach »Brandenburg« nannten sie ihren Fotoband über den Landstrich, der die Hauptstadt umschließt. Kein Reiseführer, kein touristisches Allerlei – beide erzählen in Text und Bild Geschichten. Sie verbinden Vergangenes und Gegenwärtiges zu einem wunderbaren Buch. Es war jener Landstrich, wie Siegmund bei der Präsentation erinnerte, auf dem sich die letzten zwei Monate des Zweiten Weltkrieges abgespielt haben. Das hat Brandenburg nachhaltig geprägt, viele Wunden sind bis heute nicht vernarbt. Doch auf der geschändeten Erde ist nach dem Krieg Neues entstanden und Altes gerettet worden, was in der Art bundesweit einmalig ist.

Siegmund ist ein Plauderer, der einen lockeren Kurzdurchlauf der märkischen Geschichte wagt, viele kleine Episoden ausgegraben hat, die die Mark so liebenswert machen, um dann zu Exkursionen in die einzelnen Landesteile einzuladen. Ein Begriff ist glücklicherweise in dem Buch nicht zu finden, der Brandenburg als unappetitliches Anhängsel von Berlin diskreditiert: Speckgürtel. Das klingt nach Fettleibigkeit, Trägheit, Unlust, Quallenmentalität. Das Neue, Sehenswerte, das Siegmund erkundet, findet sich überall und nicht nur in Randberlin.

In gleicher Weise tun dies die unheimlich stimmungsvollen Bilder Billebs, ein Meister seines Faches. Ob nun die Luftansicht der Schlösser und Gärten von Sanssouci, eine alte Landstraße an der Oder, die Treppe der Technischen Universität Cottbus oder die Montage der gigantischen Flugzeugturbinen im Rolls-Royce-Werk in Dahlewitz – es sind alles Kunstwerke der Fotografie. Und es macht wirklich Spaß, sich diesen Band in Ruhe anzuschauen, zu staunen.

Volkmar Billeb, Bernd Siegmund: »Brandenburg. Weit mehr als Kiefern und Sand – eine Liebe auf den zweiten Blick«, Hinstorff, 144 Seiten (Hardcover), 117 Farbfotos, 24,90 Euro, ND-Buchbestellservice, Tel.: (030) 29 78 17 77

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal