Erfolg für PDS-Bürgermeister

In Hildburghausen landeten Konkurrenten von SPD und CDU unter ferner liefen

  • Peter Liebers
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Hildburghausen machte 1996 durch eine Wahl Schlagzeilen. Am Sonntag bestätigten die Hildburghausener ihren Entscheid von 1996.

Bei der Bürgermeisterwahl in Hildburghausen wurde am Sonntag Amtsinhaber Steffen Harzer (PDS) im ersten Wahlgang mit 65 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Harzer hatte 1996 als erster PDS-Vertreter das Bürgermeisteramt einer Thüringer Kreisstadt erobert. Bei einer Wahlbeteiligung von knapp 55 Prozent konnte er die Konkurrenten der beiden anderen großen Parteien, Dieter Poser (SPD) mit 12,4 Prozent und Ingo Kronacher (CDU) mit 6,6 Prozent, klar distanzieren. Auf Platz 2 landete mit 16,2 Prozent überraschend der parteilose Einzelbewerber Franz Kipper. Dessen Wahlergebnis ist angesichts seiner Vergangenheit bemerkenswert. Er war im Juli 1995 als erster Bürgermeister vom Landrat des Amtes enthoben und später wegen Untreue rechtskräftig verurteilt worden, weil er der Stadt einen Schaden von 74500 Mark zugefügt hatte. Ohne Stadtratsbeschluss honorierte Kipper einen privaten Anwalt aus der Stadtkasse. Später folgte gegen ihn noch ein Verfahren wegen Volksverhetzung, das gegen Zahlung von 15000 Mark eingestellt wurde. Die Wiederwahl des Diplomingenieurs und Verwaltungsfachwirtes Harzers kam nicht überraschend. Seine vordringlichste Aufgabe habe er bei seinem Amtsantritt darin gesehen, das geschwächte Vertrauen der Hildburghausener in die heimische Kommunalpolitik zurückzugewinnen, erklärte Harzer. Das ist ihm offensichtlich gelungen. Selbst seine Gegner konnten dem Bürgermeister, der seit zwei Jahren die Verschuldung der Stadt abbaut, keine Fehler vorwerfen. Bei seiner Wahl vor sechs Jahren galt Harzer noch als »rotes Schreckgespenst«, das den wirtschaftlichen Ruin der Stadt heraufbeschwören werde. Dazu kam es nicht. Die Arbeitslosigkeit sank in der Stadt von 16 auf 10,8 Prozent. Unternehmen siedelten sich an. Seit Beginn von Harzers Amtszeit wurden in Hildburghausen 100 Millionen Mark investiert. Das denkmalgeschützte Rathaus, das für zehn Millionen Mark umgebaut wurde, machte Harzer nicht zu seinem Amtssitz, sondern zum Haus der Bürger. Im Rathaus sind jetzt Bibliothek und die Touristeninformation untergebracht. Künftig sollen Trauungen in der Ratsstube stattfinden. Besonders glücklich sind die Hildburghausener über die Schwimmhalle, die schon in der DDR auf ihrer Wunschliste stand. Der 14 Millionen Mark teure Bau, der seit seiner Eröffnung im Oktober 2000 bereits 100000 Besucher anlockte, dient nicht nur dem Freizeitvergnügen. Die Halle ermöglicht wieder Schulschwimmen und bietet der Wasserwacht günstige Trainingsmöglichkeiten. Für ihren Bau hatten sich die Einwohner per Umfrage entschieden. Aus dem Altstandort der einstigen Schraubenfabrik wurde ein Gewerbegebiet, für dessen Erschließung Harzer dem Thüringer Wirtschaftsministerium 15 Millionen Mark abrang. Mehrere Wohngebiete und Straßen wurden saniert und in eingemeindeten Orten Feuerwehrgerätehäuser gebaut. Die 12500 Einwohner zählende Stadt ist eine der wenigen Thüringer Kommunen, die einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Für die Zukunft plant Harzer, das Stadttheater zu sanieren und wieder zu öffnen. Das soll bis 2005 erreicht werden. In diesem Jahr wird das Theater 250 Jahre alt. Es wäre das einzige durchgehend bespielbare barocke Residenztheater Deutschlands. Das Innenministerium hat eine anteilige Mitfinanzierung des 6,5 Millionen Euro teuren Vorhabens aus Mitteln der Städtebauförderung in Aussicht gestellt. Auch ...

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