Gedenken an jüdische Ärzte
(ND-Herrmann). Anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November gedenken Vertreter der Ärzteschaft am Mittwoch in Berlin ihrer von den Nationalsozialisten vertriebenen und ermordeten jüdischen Kollegen. Zu dem Festakt in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Mitte werden etwa 250 Vertreter von ärztlichen Verbänden und jüdischen Organisationen sowie Repräsentanten aus Politik, Wissenschaft und Kultur erwartet.
Verliehen werde zudem der Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Nazizeit, wie die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) als Mitveranstalter informierte. Gerade in der jungen Ärztegeneration solle die Auseinandersetzung mit dieser Thematik gefördert werden. Die Berliner KV hatte 2002 als eine der ersten ärztlichen Organisationen damit begonnen, die Rolle der Ärzteschaft wissenschaftlich aufzuarbeiten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts seien erstmals die Geschichte der Vorgängerorganisation wissenschaftlich aufgearbeitet und die engen Verstrickungen zwischen Ärztefunktionären und Nazis deutlich gemacht worden.
Von den insgesamt rund 3600 Berliner Kassenärzten zu Beginn der Nazi-Diktatur waren knapp zwei Drittel jüdischer Herkunft. Bisher konnten 2063 jüdische Kassenärzte namhaft gemacht werden. Aus den recherchierten Biographien geht hervor, dass rund 900 Ärzte in die Zwangsemigration gingen, 400 in Zuchthäuser und Konzentrationslager deportiert wurden und 5 Ärzte die Vernichtungslager überlebten. 35 Mediziner arbeiteten nach Kriegsende in Berlin wieder als Kassenärzte.
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