Tsunami-Warnsystem angelaufen

Mit deutscher Hilfe ein wenig mehr Sicherheit an Indonesiens Küste

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Selten ist deutsche Entwicklungshilfe so in die Zukunft und an den Bedürfnissen orientiert: Vier Jahre nach der Tsunami-Katastrophe hat Indonesien am Dienstag ein maßgeblich von deutschen Forschern entwickeltes Warnsystem in Betrieb genommen.

Am 26. Dezember 2004 löste ein Seebeben im Indischen Ozean vor der Insel Sumatra eine riesige Flutwelle aus, durch die in mehreren asiatischen Ländern insgesamt rund 230 000 Menschen ums Leben kamen. Hunderttausende verloren Heim und Existenzgrundlage. Das neue Warnsystem soll die Küstenbevölkerung nun besser vor solchen Naturkatastrophen schützen.

Viel Zeit zur Warnung durch Medien und Sirenen bleibt freilich nicht, denn ein vergleichbarer Tsunami kann sich innerhalb von nur 20 Minuten vor der Küste aufbauen. Die Zeit effektiv zur Lebensrettung zu nutzen, ist vor allem ein logistisches Problem, das von den Behörden vor Ort zu meistern sein wird. Ziel der Wissenschaftler und Techniker ist es nun, die Anlage bis zum offiziellen Projektende 2010 zu optimieren und qualifiziertes Personal auszubilden. Dann wird Indonesien das System übernehmen.

Von deutscher Seite sind neben dem Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) und dem GEOMAR-Institut in Kiel das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Bremer Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) beteiligt.

Von der Technologie, die in Jakarta in Betrieb genommen wurde, könnten alle Anrainerstaaten des Indischen Ozeans profitieren. Auch so gesehen sind die 51 Millionen Euro, mit der die Bundesregierung zur Entwicklung des neuen Systems beigetragen hat, gut angelegt.

Experten des AWI haben die Computer im Katastrophenzentrum mit Daten von insgesamt 1500 früheren Tsunamis gefüttert. So ist man in der Lage, in kürzester Zeit Modelle für jeweils aktuelle Seebeben zu erstellen. Vor Inbetriebnahme des System gab es Gerüchte, dass es zu viele Lücken in der vielschichtigen Überwachungskette gebe. Mindestens ein halbes Dutzend der gelben Bojen sei verschwunden. Man sprach von Diebstahl oder der »Rache« des nun unter Beobachtung stehenden Ozeans. Dabei hatte alles simple Ursachen.

Das Geoforschungszentrum Potsdam, das das Projekt koordiniert, gab jedoch Entwarnung. Wohl aber gibt es Hinweise, dass immer wieder Fischer an 23 Bojen festgemacht und dabei Instrumente beschädigt hätten.

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