Ein-Mann-Armee gegen Hitler

Werkschau des polnischen Grafikers Arthur Szyk im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums

  • Dago Langhans
  • Lesedauer: 2 Min.
Arthur Szyk »Anti-Christ«, New York 1942.
Arthur Szyk »Anti-Christ«, New York 1942.

Eine umfassende Ausstellung des polnischen antifaschistischen Zeichners Arthur Szyk (1894-1951) ist noch bis zum 4. Januar im Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums und erstmalig in Deutschland zu sehen. Während des Zweiten Weltkrieges galt der Exilant Arthur Szyk als einer der einprägsamsten Schöpfer politischer Illustrationen und Karikaturen in den USA. Die damalige Präsidentengattin Eleanor Roosevelt bezeichnete Szyk anerkennend als »Ein-Mann-Armee gegen Hitler«. Zudem bezog Szyk mit einem für den Bereich der alltäglichen Gebrauchsgrafik bis dahin unbekannten Detailreichtum gegen die Achsenmächte künstlerisch Stellung.

Zahlreiche Titelgestaltungen für renommierte und auflagenstarke Magazine wie Collier’s, Esquire und Time dokumentieren Szyks weitreichende Öffentlichkeitswirksamkeit in den USA. Auf großflächige Stoffbahnen reproduziert, bilden diese Titelseiten ein eigenständiges Element der Ausstellung. Dank der Initiative des US-amerikanischen Szyk-Freundes und Sammlers Irvin Ungar ist eine repräsentative Werkschau aus allen Schaffensphasen des Zeichners zusammengetragen worden.

In den 20er Jahren hatte Szyk sowohl in Krakau als auch in Paris Kunst studiert. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Künstlern orientierte sich Arthur Szyk auf konkrete, darstellende Kunstwerke. Er bezeichnete sich selber einmal als »Illuminateur« und sah sich in der Tradition mittelalterlicher Buchillustratoren. Selbst kleinste Miniaturen, Unterstützungsmarken jüdischer Hilfsfonds und Textillustrationen beweisen eine präzise Genauigkeit in der Darstellung, die heute noch Comiczeichnern wie Art Spiegelman als Vorbild dient. Szyk hingegen als bloßen Karikaturisten zu bezeichnen, führt in die Irre. Denn es ist niemals der »schnelle Strich«, der bei Szyk politische Zusammenhänge beleuchtet und ein zufriedenes Humorgefühl auslöst. Insbesondere seine mehrfarbig angelegten Werke vermitteln in ihrer Tiefe der Darstellung und Komposition einen unbändigen Zorn gegen die Welteroberungsfantasien der Achsenmächte und ihrer Satrapen.

Ein häufiges Gestaltungsmittel des Künstlers sind Paraden einschlägiger Nazigrößen, begleitet von ihren unterwürfigen Statthaltern, unterstützt durch Figuren des Nibelungenmythos, den Deutschrittern, Herrn Wagner persönlich, angeführt von Tod und Teufel. Diese so arrangierten ernsten Motive zielen niemals auf den schnellen Effekt politischer Karikatur. In ihrer präzisen Überzeichnung und angereichert durch zahlreiche Monstrositäten lösen Szyks Werke auch heute noch, ein halbes Jahrhundert nach ihrem Entstehen, eine nachhaltende Wirkung beim Betrachter aus.

Bis 4.1., Deutsches Historisches Museum / Bau I.M. Pei, Hinter dem Gießhaus 3, Mitte, www.dhm.de; Katalog: Arthur Szyk, Bilder gegen Nationalsozialismus und Terror, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2008; 344 Seiten; 34,90 Euro

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