Chronische Krankheiten mit Zukunft
Mehr um Vorbeugung kümmern: Berlin und Brandenburg bieten Gesundheitskurse an
Voller Stolz präsentierten Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) und ihre Brandenburger Kollegin, Ministerin Dagmar Ziegler (SPD), gestern das Gemeinschaftswerk. Auf 88 Seiten wird den Bürgern nahegelegt, sich mehr um Vorbeugung zu kümmern, wenn es um ihre Gesundheit geht. In der Broschüre werden rund 200 Kurse von Krankenkassen, Sportvereinen oder Volkshochschulen angeboten.
»Damit geben wir den Bürgern einen praktischen Ratgeber in die Hand, um mit qualitativ hochwertigen Programmen etwas für die eigene Gesundheit zu tun«, sagte Prof. Günter Stock, Sprecher von Health Capital, einer Vereinigung der Gesundheitswirtschaft. »Per Kabinettsbeschluss beider Länder konnte dieser Präventionsatlas erarbeitet werden. Ein wunderbares Beispiel für Zusammenarbeit in der Politik«, so Stock weiter. Das sei ein Beispiel für ein optimales Dienstleistungssystem. Neben Berlin und Brandenburg waren die AOK und die Charité an der Zusammenstellung der Gesundheitskurse beteiligt. Ziel aller Partner sei, Berlin und Brandenburg zu einer der führenden Gesundheitsregionen zu entwickeln.
Das Spektrum reicht von autogenem Training und Ernährungstipps über Nordic-Walking-Kurse bis zu Wassergymnastik und Yoga. Für Kinder gibt ebenso spezielle Angebote wie für Senioren. »Prävention ist eine sehr wichtige Aufgabe«, meinte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Brandenburg, Franz Josef Lünne. »Wer sich richtig ernährt, regelmäßig bewegt und Stress vermeidet, beugt möglichen Krankheiten vor«, erklärte er. Und Prof. Stefan N. Willich, Direktor des Charité-Instituts für Sozialmedizin, betonte: »Wo die Politik nicht in die Gänge kommt, müssen wir einspringen.«
Willich vermisst allerdings Eigenverantwortung bei den Bürgern: »Wir sind infantil eingebettet in ein fast alles abfederndes Gesundheitssystem.« Dieses System ist seiner Ansicht nach unausgewogen. »Bei den Akutkrankheiten ist Deutschland hervorragend, bei der Prävention im Gegensatz zu anderen Ländern miserabel.« Hier müsse schleunigst etwas getan werden.
Wenigstens die Charité habe da reagiert, freute sich der Ex-Vorstandsvorsitzende der Berliner AOK, Rolf Dieter Müller. An der Universitätsklinik würden beispielsweise explizit Schlaganfallsymptome untersucht und geforscht, wie vorgebeugt werden könne. »Die chronischen Krankheiten haben Zukunft«, warnte er.
Bei den Präventionsangeboten in der kostenlosen Broschüre habe man deshalb auch den Schwerpunkt auf die Themen Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und Raucherentwöhnung gelegt.
Brandenburgs Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler fand es »gut, dass wir gemeinsame Sache machen«. Der Präventionsatlas sei kein hochgestochenes Werk, sondern ein für jedermann verständliches Handbuch. Die Broschüre ist nach Angaben der AOK das erste länderübergreifende Angebot dieser Art in Deutschland. Nun sei ein Reha-Atlas geplant.
Den Atlas gibt es bei Health Capital, Tel. 20 61 98 52 oder im Internet unter www.praeventions atlas.de.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.