»Ich habe Angst, dass sie mich aus der Familie ausstoßen«

Schwule Vietnamesen in Berlin sitzen zwischen vielen Stühlen – und doch ist in der Mitte der Stadt eine eigene Szene entstanden

In den vergangenen Jahren hat sich in Berlin ein schwules vietnamesisches Leben rund um den Hackeschen Markt etablieren können. Doch leicht haben es die Schwulen, die sich dort oder an anderen Berliner Szeneplätzen treffen, nicht. Szene und Alltag lassen sich oft schwer verknüpfen: In der vietnamesischen Kultur gilt Schwulsein als ansteckend.

Der Abiturient Thanh* hat zwei Leben. Das eine findet in seiner Familie in Berlin-Marzahn statt. Der 18-Jährige Vietnamese, der vor zehn Jahren mit seinen Eltern als Asylbewerber nach Deutschland kam, weiß die Harmonie und die Wärme seiner Familie und Verwandten zu schätzen. Er isst gern in vietnamesischen Restaurants in Marzahn. Er kauft gern in den Asiamärkten ein.

Das zweite Leben von Thanh hat mit Vietnamesen nichts zu tun. Er geht in einem Berliner Westbezirk aufs Gymnasium. Sein Freundeskreis besteht fast nur aus Deutschen. Aus Freunden, »mit denen ich durch Dick und Dünn gegangen bin«, wie er sagt. Seine Freizeit verbringt Thanh gern am Nollendorfplatz in Bars mit der schwullesbischen Fahne und auf schwulen Partys.

Thanh ist homosexuell. Seine Eltern, seine Verwandten, die vietnamesische Community in Marzahn ahnen nichts davon. Seine deutschen Freunde wissen es alle. Thanh fühlte sich bereits im Alter von zwölf Jahren zu Jungen ...


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