PLATTENBAU

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: 2 Min.

Nur wenige Jazz-Plattenfirmen waren langlebig und markant genug, um die Musik zu definieren, die sie veröffentlichten. Das 1939 gegründete Label Blue Note ist eine solche Ausnahme. Der Blue-Note-Jazz wurde geprägt von Musikern, die sich heute wie das Who’s Who des Jazz ausnehmen: Thelonius Monk, Miles Davis, Horace Silver oder Herbie Hancock. Gründer des Labels waren Alfred Lion und Francis Wolff, zwei Berliner Juden, die vor den Nazis nach Amerika geflohen waren.

Vor siebzig Jahren, am 6. Januar 1939, fand in New York die erste Aufnahme-Session statt. Seine Glanzzeit hatte das Label in den Fünfzigern und Sechzigern. Zum Markenzeichen von Blue Note wurde die Kombination aus Soul-Jazz und vitalem Hard-Bop. Blue Note-Platten zeichneten sich durch eine hervorragende Klangqualität aus. Viele Aufnahmen wurden von dem Toningenieur Rudy Van Gelder gemacht, der es verstand, die Klangvorstellungen der Musiker genauestens umzusetzen.

Mitte der Sechziger wurde im Gefolge von Miles Davis ein etwas anderer Stil der Blue-Note-Schule zugeschlagen, ein modaler Jazz, der sich vom kompromissloseren Free Jazz abgrenzte. 1965 verkauften die beiden Inhaber Blue Note an die Plattenfirma Liberty. 1979 gelangten die Rechte an EMI; nach mehrjähriger Pause fand 1984 eine Neugründung statt. Heute zehrt das Label von seiner reichen Backlist. Aber mit neuen Künstlern wie Wynton Marsalis, oder Norah Jones feiert man auch kommerzielle Erfolge. Anlässlich des 70. Jahrestages der Label-Gründung wurde eine siebenköpfige Band aus Blue-Note-Künstlern zusammengestellt, die auf Welttournee geht und auch das Album »Mosaic: A Celebration Of Blue Note« veröffentlicht hat; mit Neu-Arrangements von Blue-Note-Klassikern.

Die Kompositionen stammen von McCoy Tyner, Herbie Hancock oder Horace Silver. Los geht es mit energiegeladenem Modern Jazz: mit dem Titel »Mosaic«. Das Septett ist hochkarätig besetzt. Mit dabei sind etwa der brillante Trompeter Nicholas Payton oder der Pianist Bill Charlap. Swingend und leichthändig ist sein Klavierspiel, geschmückt mit blumigen Arabesken. Das verleiht dem Monk-Klassiker »Criss Cross« eine helle Farbe.

Die Neu-Arrangements stammen von den verschiedenen Bandmitgliedern, die aber eher das Erbe gepflegt konservieren, als einen neuen Zugang zu eröffnen. Weiter: Eine rockige Hancock-Nummer, eine Ballade mit Latin-Anklängen und als Rausschmeißer das bekannte „The Outlaw“ von Horace Silver. Trotz reichen Erbes besitzt Blue Note Records heute kein ausgeprägtes stilistisches Profil.

The Blue Note 7: „Mosaic: A Celebration Of Blue Note“ (Blue Note/ EMI)

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