Erst erstarrt, dann gejubelt

Euroleague: Alba Berlin verliert, zieht aber in die Runde der letzten 16 ein

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Uhr tickte gnadenlos herunter. Viele der 14 800 Zuschauer hatten die Hände vors Gesicht geschlagen, denn die Uhr lief gegen ihr Team, gegen die Basketballer von Alba Berlin. Noch zwanzig Sekunden, noch zehn, Aus! Vereinzelte Pfiffe hallten durch die Arena am Ostbahnhof. Alba hatte in der Euroleague mit 59:67 gegen Olimpija Ljubljana verloren. Damit hatten die Berliner am Donnerstagabend die Chance vergeben, aus eigener Kraft die Runde der besten 16 Mannschaften Europas zu erreichen. Erstarrung auf den Rängen, alles schien verloren.

»Bleibt hier!«, rief der Hallensprecher. Es verstrich eine gefühlte Ewigkeit, dann die frohe Kunde über die Lautsprecher: Joventut Badalona, der direkte Konkurrent ums Weiterkommen, musste sich im zeitgleichen spanischen Duell bei Tau Vitoria 83:91 geschlagen geben. Großer Jubel auf den Rängen. Alba hatte es doch geschafft – Vitoria sei Dank.

Marco Baldi, Albas Geschäftsführer, war einer der wenigen in der Halle, der schon während der Partie eine Gefühlsachterbahn erlebte. Per Handy wurde er über die Zwischenstände aus Spanien informiert. Immer wieder rutschte er unruhig auf seinem Stuhl am Spielfeldrand hin und her. Auf die Schützenhilfe hätte er lieber verzichtet. »Aber wir haben es trotzdem geschafft, und darauf sind wir stolz«, sagte Baldi erleichtert. Zuletzt hatte sich Alba vor neun Jahren für die Zwischenrunde der Euroleague qualifiziert.

Eigentlich hatte alles gut begonnen. Alba erwischte einen Traumstart. Erst stibitzte Steffen Hamann in der Verteidigung gleich zweimal den Ball, dann trafen im Angriff Casey Jacobsen und Immanuel McElroy aus der Dreierdistanz. Alba führte 12:3 nach fünf Minuten. Fortan aber übernahm der Tabellenletzte aus Ljubljana das Zepter.

Bereits zu Beginn des zweiten Abschnitts konnte der slowenische Meister ausgleichen (18:18), zur Halbzeit lag Alba gar 30:31 zurück. Bis eingangs des letzten Durchgangs konnten die Berliner die Partie offen gestalten (45:47), gerieten bis Mitte des Abschnitts aber vorentscheidend 48:56 in Rückstand. Zu schwach war die Trefferquote der Albatrosse an diesem Abend, auch die Freiwürfe fanden nicht wie gewohnt den Weg in den Korb.

»Dass wir heute verloren haben, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack«, gestand Alba Trainer Luka Pavicevic. Auch die Freude unter den Spielern über den Einzug in die Zwischenrunde fiel gedämpft aus. Der Trainer aber lobte sein Team: »Wir sind nicht weitergekommen, weil wir Glück hatten, sondern weil wir wichtige Spiele gewonnen haben.«

Am Montag werden in Barcelona die vier Zwischenrundengruppen mit je vier Teams ausgelost. Die ersten beiden jeder Gruppe erreichen das Viertelfinale. Für Baldi ist Alba »absoluter Underdog«.

Die Berliner erwarten attraktive Gegner, damit sollten sie zumindest in der Zuschauergunst weiterhin die Nase vorn behalten. Während der Vorrunde kamen im Schnitt 11 965 Fans zu den Heimspielen – Platz eins in Europa. Und drei weitere Euroleague-Traumkulissen scheinen garantiert.

Beim Gedanken daran kam Ljubljanas Trainer Jure Zdovc ins Schwärmen: »Enjoy the Party«, genießt die Fete, sagte er an Albas Fans und Spieler gerichtet. Das wirkte nach diesem Abend beinahe ein wenig schelmisch: Denn die Party hatte sein Team den Berlinern zuvor gründlich verdorben.

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