Nicht sieben auf einen Streich
Gutachter: Fünf der betroffenen Bäume am Landwehrkanal müssten aber gefällt werden
In letzter Minute konnten sieben Bäume am Landwehrkanal erst einmal gerettet werden. Anwohner hatten gerade noch rechtzeitig Mitglieder der Bürgerinitiative »Aktionsbündnis Bäume am Landwehrkanal« alarmiert, die den Sachverständigen Michael Barsig ans Ufer zwischen Unter- und Oberschleuse schickten. Das Ergebnis: Die Bäume bleiben vorerst stehen.
»Dabei handelt es sich an der Unterschleuse um zwei Pappeln, eine Weide, zwei Ulmen und einen Silberahorn«, erläuterte gestern der Gutachter. An der Oberschleuse steht ein Bergahorn. Am 11. Februar soll sich nun ein Arbeitskreis zusammensetzen, um über die Zukunft der Bäume zu beraten, so eine Sprecherin des für die drohende Fällaktion verantwortlichen Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA). Die geplanten Fällungen sind nach Ansicht des Experten aber nur zum Teil begründet. »Die Weide ist alt, die anderen Bäume sind geschädigt, müssten aber nicht unbedingt gefällt werden«, meinte Barsig. Die WSA-Sprecherin räumte ein, dass die geplante Aktion eine »vorschnelle Handlung auf Grund der Besorgnis über den Zustand der Bäume« gewesen sei. Laut Gutachter ist es unnötig, sieben Bäume auf einen Streich zu fällen. »Das Mediationsverfahren zum Ausbau des Landwehrkanals als Bundeswasserstraße ist eine Farce«, klagte Anuschka Guttzeit von der Bürgerinitiative. »Das Amt hält sich nicht an Abmachungen, bei denen uns ein Mitspracherecht vor Fällungen eingeräumt wurde.«
So habe das WSA viel zu kurzfristig über die Abholzungen informiert. Die Initiative fühlte sich überrumpelt. Sie wurde 2007 aus Protest gegen unnötige Fällungen entlang des Landwehrkanals gegründet. Das WSA habe wegen angeblich mangelnder Standfestigkeit die Abholzung von Bäumen angeordnet. Ein Aktionsbündnis mit den Umweltverbänden Grüne Liga, NABU, BUND, Robin Wood, dem Mieterrat Chamissoplatz, Laden- und Restaurantbesitzern entlang des Kanalufers und Anwohnern habe sich daraufhin gebildet. »Wir konnten rund 160 Bäume retten«, so die Sprecherin. Abgeholzt worden seien inzwischen 38 Bäume.
»Von den sieben Bäumen, die am Montag gefällt werden sollten, stehen sechs im Umfeld der Unterschleuse im Tiergarten«, stellte Michael Barsig fest. Der Silberahorn müsse nicht gefällt werden, ein Rückschnitt genüge. Entgegen dem Gutachten, das die Firma Fau im Auftrag der WSA vorgelegt hatte, kann eine Pappel laut Barsig stehen bleiben.
Die Firma Fau habe diagnostiziert, dass Schädlinge wie Pappelbohrer die Wurzeln der einen Pappel so stark dezimiert hätten, dass der Baum nicht mehr verkehrssicher sei. Barsig stellte fest, dass es keinen Befall mit Käferlarven gibt. »Das ist ein harmloser, durch Insekten bedingter Rindenschaden«, erklärte der Dendrologe. »Fünf der Bäume müssten allerdings gefällt werden«, sagte Barsig. Betroffen sind die beiden Ulmen, eine Pappel, die Weide und der Bergahorn.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.