Spinnweben und Gärfliegenbefall

Pankower Smiley-System veröffentlicht Liste schmutziger Restaurants im Internet

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Café Paula ist einer von fünf Betrieben, die bisher den Smiley erhalten haben.
Das Café Paula ist einer von fünf Betrieben, die bisher den Smiley erhalten haben.

Die Liste der schmutzigen Restaurants und Backstuben in Pankow ist lang. Seit Montagmittag stehen jene Geschäfte im Internet, die bei Routinekontrollen der amtlichen Lebensmittelprüfung aufgefallen sind. Kontrolliert wurden die Hygiene in Umgang und Zubereitung von Lebensmitteln sowie die allgemeine Sauberkeit. Aufgetretene Mängel sind beispielsweise »Rattenbefall der Lagerräume im Keller«, »Mausefallen im Handwaschbecken«, »Bierkeller verschimmelt« oder »starker Gärfliegenbefall«.

Die Gastronomiebetriebe erhalten nach der Routinekontrolle die Möglichkeit, die festgestellten Probleme zu beseitigen. Treten die beanstandeten Mängel bei einer Nachkontrolle jedoch immer noch auf, wird der betroffene Betrieb in die Negativliste aufgenommen. Die Liste soll alle vier Wochen aktualisiert werden, sagt Wolfram Blaffert von der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht.

Im Rahmen des Pilotprojektes Smiley-System können sich Pankower Metzgereien und Imbissstuben freiwillig zur Prüfung melden, Pflicht ist die Hygieneplakette noch nicht. Verfügen die Betriebe über eine überdurchschnittliche Qualität und Hygiene, erhalten sie die Plakette. Das Interesse der Unternehmen sei eindeutig vorhanden. Im Moment lägen dem Amt 60 Anträge vor, die nun geprüft werden, so Blaffert. Das Smiley-System ist ein Modellprojekt. In einem Testlauf soll festgestellt werden, ob der Hygienepass berlinweit eingeführt werden kann. Die rechtliche Grundlage bildet das Verbraucherinformationsgesetz (VIG), welches die Weitergabe von Informationen und Ergebnissen aus den Hygienekontrollen erlaubt.

Jens-Holger Kirchner, Grüner Bezirksstadtrat für Öffentliche Ordnung, hofft auf Nachahmer in anderen Bezirken. »Von dem neuartigen und in anderen Städten erfolgreich erprobten System profitieren die Betriebe und Verbraucher gleichermaßen.«

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband e. V. (DEHOGA) befürwortet weder Smiley-System noch Negativliste und kündigte laut Medienberichten eine juristische Prüfung an, sollte eines der Mitglieder auf der Negativliste stehen. Bei der Lebensmittelaufsicht reagiert man darauf mit Unverständnis. Der DEHOGA solle sich auf die Seite des Verbrauchers stellen und einen fairen Wettbewerb zulassen, meint Blaffert. Viele Betriebe sparten an den falschen Stellen, an Gerät oder Personalschulung. So könnten sie zwar preisgünstigere, aber schlechtere Ware anbieten und dies verzerre den Wettbewerb. Betriebe, die Wert auf Qualität legten, hätten so keine Chance.

Seit Januar können sich die Betriebe um den Smiley bewerben. Das Café Paula ist einer von fünf Betrieben, der bisher den Smiley erhalten hat. Rhea Ried vom Café Paula freut sich über die positive Bewertung und sieht den Smiley als Belohnung für ihre Arbeit.

Negativ- und Positivliste sind zu finden auf:

www.berlin.de/ba-pankow/verwaltung/ordnung/smiley.html

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